Versorgungssicherheit

Holetschek: Deutschland muss sich besser gegen Arzneiengpässe wappnen

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek fordert vom Bund konkretere Maßnahmen im Kampf gegen Arznei-Lieferengpässe. Dabei gehöre auch das Tabuthema Preiserstattung in der GKV aufs Tapet.

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Verordneter Wirkstoff nicht verfügbar? Vor solchen Engpässen müssten sich Deutschland und die EU besser schützen, heißt es nun aus Bayern.

Verordneter Wirkstoff nicht verfügbar? Vor solchen Engpässen müssten sich Deutschland und die EU besser schützen, heißt es nun aus Bayern.

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München. „Immer wieder kommt es in Deutschland bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln zu Liefer- und Versorgungsengpässen“, kritisiert Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Er fordert die Bundesregierung daher auf, Deutschland besser gegen solche Arzneimittelengpässe zu wappnen. „Die Corona-Pandemie und der unlängst aufgetretene Engpass bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln haben nochmal verdeutlicht, dass wir uns bei der Arzneimittelversorgung dringend besser aufstellen müssen“, ließ er am Samstag via Mitteilung verlauten.

Im Februar hatte das Bundesgesundheitsministerium darüber informiert, dass das in der Krebstherapie wichtige Antiöstrogen Tamoxifen knapp werde, weil mehrere pharmazeutische Anbieter seit Jahresbeginn nicht mehr vollumfänglich liefern könnten.

Es könne und dürfe nicht sein, dass Bürgerinnen und Bürger von einer Apotheke zur nächsten laufen müssen, bis sie irgendwo ihre Medikamente bekämen, schob er hinterher. Bayern habe bereits mehrfach konkrete Forderungen an den Bund gerichtet.

Auch Rabattverträge überdenken

Dabei sieht Holetschek mehrere Ansatzpunkte: Zum einen sei es wichtig, heimatnahe Produktionen – in Deutschland oder in der EU – zu stärken und zu fördern. „Denn lange Lieferketten sind anfällig für Störungen. Kommt es zu Produktionsproblemen, müssen die Ausfälle durch andere Hersteller kompensiert werden können“, so der Minister. Dafür müssten Bürokratie abgebaut und innereuropäische Produktionen beispielsweise bei der Vergabe von Rabattverträgen besonders berücksichtigt werden, sagt er.

Holetschek ergänzte: „So muss eine verpflichtende Mehrfachvergabe im generischen Bereich eingeführt werden. Nur so können Ausfälle einzelner Hersteller im Notfall leichter kompensiert werden.“

Der Minister fordert aber noch mehr: „Wir müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Preiserstattung in der gesetzlichen Krankenversicherung auf den Prüfstand stellen. Eine Vielzahl an Preisregulierungen führt dazu, dass Hersteller ihre Produktion außerhalb von Europa verlagern, um Kosten zu sparen.“ Relevante Arzneimittel mit chemisch-synthetischen Wirkstoffen würden zu einem Großteil nicht in Europa, sondern in Asien produziert. Holetschek: „Das kann sich mittelbar auf unsere Versorgung auswirken.“ (reh)

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