Bremen

Honorare per Handschlag besiegelt

Im Stadtstaat steigt die Gesamtvergütung im laufenden Jahr um 10,6 Millionen Euro. Hausärzten fließen davon 4,5 Millionen Euro zu. Statt der Preise wurde die Menge erhöht.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Jetzt beginnt das Zählen: Nach der Einigung zwischen der KV Bremen und den Krankenkassen besteht für die Ärzte Rechtsklarheit.

Jetzt beginnt das Zählen: Nach der Einigung zwischen der KV Bremen und den Krankenkassen besteht für die Ärzte Rechtsklarheit.

© emil umdorf / imago

BREMEN. Die Krankenkassenverbände im Land Bremen und die KV Bremen (KVHB) haben sich ohne Schiedsamt grundsätzlich auf einen Honorarvertrag für 2013 geeinigt. Das teilte die KV Bremen am Montag mit.

Danach steigt die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung um 10,6 Millionen Euro. Das beutet ein Plus von 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

"In konstruktiven Gesprächen mit den Kassen ist es uns gelungen, ein Verhandlungsergebnis zu präsentieren, das den Vergleich mit anderen Bundesländern nicht zu scheuen braucht", teilten die Vorstände der KV Bremen, Dr. Jörg Hermann und Günter Scherer, mit. Der Vertrag sei mit Handschlag besiegelt, unterschrieben werde im Sommer.

Mengenerhöhung beschlossen

Was die Bremer nicht erreichen konnten, ist eine Preiserhöhung. "Aber wir konnten die Mengen erhöhen", erklärt Hermann, "beim Orientierungspunktwert bleibt es bei dem Aufschlag von 0,9 Prozent".

Dass eine Schiedsamtsentscheidung abgewendet werden konnte, sieht er als Erfolg für die Ärzte: "Die Kollegen können sich jetzt sicher sein, was sie erwartet und brauchen nicht Jahre lang auf Gerichtsbeschlüsse zu warten."

Von den 10,6 Millionen Euro fließen rund 4,5 Millionen Euro entsprechend des Trennungsfaktors in den hausärztlichen Versorgungsbereich.

"Bei den ebenfalls erhöhten extrabudgetären Leistungen haben vermutlich die Hausärzte etwas mehr Zugriff", meint Hermann.

Kein Budgetdeckel für psychotherapeutische Leistungen

So wird in Bremen die Vergütung von Schutzimpfungen erhöht (plus sechs Prozent), die Wegegelder werden angehoben (plus 21 beziehungsweise 25 Prozent) sowie der ärztliche Bereitschaftsdienst besser honoriert (plus zehn Prozent).

Ein Teil der Erhöhung ist für die strukturelle Förderung einzelner Bereiche vorgesehen, beispielsweise für die Schmerztherapie und die Onkologie.

Psychotherapeutische Leistungen werden außerhalb der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung, das heißt ohne Budgetdeckel, vergütet.

Bemerkenswert sei, dass es im Zuge der Honorarverhandlungen erstmals gelungen ist, eine selektivvertragliche Regelung in den Kollektivvertrag zu überführen, berichtete Hermann.

Gesteigerte Nachfrage nach ambulanten pädiatrischen Leistungen

Nach dem Klebsiellen-Ausbruch im Bremer Klinikum Mitte, in dessen Folge drei Frühchen starben, wuchs in Bremen die Nachfrage nach ambulanten pädiatrischen Leistungen.

Das Anfang 2011 gestartete "Kinderfacharztzentrum im Medicum" (KiM), das bisher von acht Kassen bedient wurde, steht nun für Patienten aller Kassen offen, teilte die KV mit.

"Das KiM hatte deutlich mehr Patienten, die Tageskliniken weniger. Da sind uns dann die Kassen mit der Finanzierung entgegen gekommen", erklärte Hermann.

"Wir haben einen Selektivvertrag getestet, er hat sich zum Vorteil aller bewährt und ist nun Bestandteil des Kollektivvertrages. So sollte es immer laufen", so Hermann.

Ein Kollektivvertrag sei für die Ärzte übersichtlicher und reduziere die Bürokratie in den Praxen.Bremens größte Kasse, die AOK Bremen/Bremerhaven, wollte sich am Montag nicht zu dem Verhandlungsergebnis äußern.

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