"Ich will Märtyrer werden, sperrt mich ein!"

LONDON(ast). Einem ehemaligen britischen Hausarzt droht Gefängnis. Dr. Michael Irwin (77) hat einem unheilbar kranken Patienten rund 1800 Euro zur Verfügung gestellt, damit dieser in eine Sterbeklinik in der Schweiz reisen konnte, um dort sein Leben zu beenden.

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Als sich Irwin jetzt den Behörden stellte, hatte er eine Quittung in der Tasche. Sie beweist, dass er die Reise seines schwer kranken langjährigen Bekannten mit finanziert hatte, damit dieser mit Hilfe der Sterbehilfeorganisation Dignitas aus dem Leben scheiden konnte.

Irwin protestiert mit seinem Outing gegen ein britisches Gesetz, das jede Form von Sterbehilfe kriminalisiert. Seine Botschaft an die Strafverfolgungsbehörden: "Sperrt mich ein!"

Bis heute ist niemand bestraft worden

In den vergangenen Jahren sind laut offiziellen Angaben mindestens 115 Patienten aus Großbritannien in die Schweiz gereist, um dort ihr Leben zu beenden.

Obwohl in solchen Fällen meist Familienangehörige oder Freunde des Patienten mitgereist sind, ist in Großbritannien bis heute niemand deswegen bestraft worden. Doch das Gesetz droht Personen, die einem anderen Menschen zum Freitod verhelfen, bis zu 14 Jahre Haft an.

"Es ist ein unmöglicher Zustand, Patienten zwar zu erlauben, sich im Ausland das Leben zu nehmen, in Großbritannien die Sterbehilfe aber zu verbieten", so Irwin. Und: "Ich möchte zum Märtyrer werden, der erreicht, daß das Gesetz geändert wird."

Die britische Polizei kündigte am Mittwoch an, dass sie Irwin vernehmen wird. Der Hausarzt sagte den Ermittlern seine volle Unterstützung zu.

Ärzte fühlen sich im Stich gelassen

Die britische Ärzteschaft beobachtet den Fall mit großem Interesse. "Viele Ärzte, die mit unheilbar kranken Patienten in Berührung kommen, fühlen sich vom Gesetzgeber im Stich gelassen", so eine Sprecherin des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) zur "Ärzte Zeitung" in London.

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