Dalli zu seinem Rücktritt

"Ich wurde gedrängt, das Amt aufzugeben"

In Brüsseler Kreisen wird gezweifelt, ob der zurückgetretene EU-Gesundheitskommissar John Dalli in Sachen Tabakrichtlinie hätte beeinflussbar sein können.

Veröffentlicht:

BRÜSSEL (taf). EU-Gesundheitskommissar John Dalli hat seinen Stuhl offenbar nicht aus eigenem Antrieb geräumt.

In einem Internet-Interview meldete sich der Malteser einen Tag nach seinem Amtsverzicht mit seiner Version des Rückzuges aus der europäischen Gesundheitspolitik zu Wort. "Ich wurde gedrängt, das Amt aufzugeben", sagt er.

Der Rücktritt des Gesundheitskommissars wirft ein Schlaglicht auf die Arbeit der Lobbyisten in Brüssel und Straßburg.

Der schwedische Hersteller des rauchfreien Tabakproduktes "Snus" hatte offenbar versucht, die persönliche Bekanntschaft eines maltesischen Unternehmers zu dem EU-Politiker für seine Geschäftsinterssen zu nutzen.

Swedish Match soll angestrebt haben, das derzeit nur in Schweden vertriebene Tabakprodukt - eine Art Kautabak - auch auf dem EU-Markt zu platzieren. Derzeit darf Snus nicht nach Europa exportiert werden.

Dalli ein Ex-Raucher

Der maltesische Unternehmer sollte angeblich Dalli im Auftrag schwedischer Interessen zu einer unternehmensfreundlichen Revision der EU-Tabakprodukte-Richtlinie bewegen.

Die anstehende Änderung der Richtlinie aus dem Jahre 2001 soll nach ursprünglichen Vorschlägen aus dem Hause Dalli nicht nur auf allen Zigarettenpackungen übergroße deutliche Warnaufdrucke über Krebs- und Gesundheitsgefahren vorschreiben, sondern auch Aromazusatzstoffe in Tabakwaren verbieten. Der Ex-Raucher Dalli war dafür stets öffentlich eingetreten.

Dass ein maltesischer Provinzpolitiker und Unternehmer den schwedischen Lobbyisten angeblich eine Millionensumme abverlangte, um Dalli für ihre Zwecke zu erwärmen, erscheint abwegig und passt schwerlich zu Dalli, der sich auf dem EU-Parkett sehr zurückhaltend bewegt hat.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vier diagnostische Säulen

FASD: Die Folgen elterlichen Alkoholkonsums beim Kind erkennen

Wann kommt welches Medikament in Frage?

Neue Psoriasis-Leitlinie bringt praxisrelevante Neuerungen

Ob mit Smartphone, Zeitschrift oder Kreuzworträtsel

Langes Sitzen auf dem Klo erhöht wohl das Risiko für Hämorrhoiden

Lesetipps
Patienten, die besonders gesundheitlich gefährdet sind, sollten im Herbst eine Auffrischung gegen COVID-19 erhalten.

© fotoak80 / stock.adobe.com

Comirnaty® nur in Mehrdosisflaschen

Bund hat geliefert: Start frei für COVID-19-Auffrischimpfungen

Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie