Schleswig-Holstein

Immer mehr Ärztinnen im Norden

In Schleswig-Holstein nimmt die Zahl an Ärzten zu. Mehr Köpfe heißt aber nicht mehr Stellen, betont der Kammerpräsident.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Ärztinnen in der Überzahl: Diesen bundesweiten Trend bestätigt auch die schleswig-holsteinische Arztzahlstatistik. In den Kliniken des Landes arbeiteten 2012 25 Ärzte und 85 Ärztinnen mehr, als ein Jahr zuvor.

Ärztinnen in der Überzahl: Diesen bundesweiten Trend bestätigt auch die schleswig-holsteinische Arztzahlstatistik. In den Kliniken des Landes arbeiteten 2012 25 Ärzte und 85 Ärztinnen mehr, als ein Jahr zuvor.

© blickwinkel / imago

BAD SEGEBERG. In Schleswig-Holstein arbeiten immer mehr Ärzte - der Bedarf wächst nach Beobachtung der Ärztekammer Schleswig-Holstein aber noch stärker.

Trotz 311 zusätzlich gemeldeter Ärzte im vergangenen Jahr fordert Kammerpräsident Dr. Franz-Joseph Bartmann strukturelle Veränderungen in der medizinischen Versorgung zwischen Nord- und Ostsee.

Die aktuelle Arztzahlstatistik weist über 15.800 Ärzte und Ärztinnen im Norden aus. 5756 von ihnen arbeiten im Krankenhaus (plus 110) und 5504 in einer Praxis (plus 102).

890 Ärzte sind bei Behörden, öffentlichen Einrichtungen oder in anderen nicht kurativen Bereichen tätig (minus 50). Nicht ärztlich tätig sind 4108 Ärzte, davon befinden sich 2908 im Ruhestand.

Klinikärzte wollen kürzer arbeiten

"Mehr Köpfe bedeuten aber nicht mehr Stellen", warnte Bartmann vor übereilten Schlussfolgerungen aus den Zahlen. Nach seiner Beobachtung sinkt die Bereitschaft zur Niederlassung, denn immer mehr Mediziner entscheiden sich für eine Tätigkeit als Angestellte in der Praxis.

Außerdem fordern Klinikärzte nach seiner Ansicht zu recht kürzere Arbeitszeiten.

Nach Ansicht Bartmanns wird man den steigenden Bedarf nicht allein durch verstärkte Ausbildung oder durch mehr Ärzte aus dem Ausland decken können. Inzwischen arbeiten in Schleswig-Holstein 811 angestellte Praxisärzte. Das ist ein Plus von fast zehn Prozent gegenüber 2011.

"Die Angestellten arbeiten überwiegend in großen, bereits bestehenden Praxen. Und in fast zwei Drittel der Fälle sind es Ärztinnen, die häufig nicht in Vollzeit tätig sind. Die Probleme in den Landkreisen, die uns schon jetzt Sorgen machen, werden größer", sagte Bartmann.

32 neue niedergelassene Ärztinnen

27 männliche Praxisinhaber haben 2012 aufgegeben. Dass die Statistik für 2012 dennoch ein leichtes Plus von fünf Niederlassungen verzeichnet, ist Ärztinnen zu verdanken. 32 Medizinerinnen haben im vergangenen Jahr den Sprung in die Niederlassung gewagt.

Auch der Zuwachs im Krankenhausbereich ist vorrangig auf Ärztinnen zurückzuführen. In den Krankenhäusern Schleswig-Holsteins arbeiten aktuell 3006 Ärzte (plus 25) und 2750 Ärztinnen (plus 85).

Die meisten Ärzte sind an den beiden Standorten der Universitätskliniken Schleswig-Holstein in Kiel (1162) und in Lübeck (968) tätig.

Nach einer Erhebung der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein sind in mehr als der Hälfte der Krankenhäuser zwei bis drei Arztstellen nicht besetzt. Laut Bartmann wäre die Situation weitaus dramatischer, wenn Klinikärzte nicht so viele Überstunden leisten würden.

Deutlicher Zuwachs an ausländischen Ärzten

Die Zahl ausländischer Krankenhausärzte ist im Vergleich zu 2011 um knapp 20 Prozent gestiegen. Derzeit arbeiten 375 Ärzte mit ausländischem Pass in Schleswig-Holstein, davon 277 im Krankenhaus, 84 als Niedergelassene und 14 in anderen Bereichen.

Die meisten von ihnen stammen aus EU-Ländern, an der Spitze Österreich (42 Ärzte), Polen (28 Ärzte) und Griechenland (24 Ärzte).

2012 haben lediglich 34 Ärzte mit deutscher Staatsbürgerschaft das Land mit dem Ziel einer Auslandstätigkeit verlassen (2011: 37). Auch von einer Flucht in andere Tätigkeitsbereiche kann laut Ärztekammer keine Rede sein.

Die Zahl der Ärzte, die in schleswig-holsteinischen Behörden und öffentlichen Einrichtungen tätig sind, hat um 26 auf aktuell 448 abgenommen.

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Kommentare
Joachim Poetsch 30.04.201307:55 Uhr

Kontraindikation HVM

Die Medizin wird weiblich. Das ist nichts Neues. Dass dadurch der Bedarf an Teilzeitstellen stetig wächst, hat der SGB V-Gesetzgeber erkannt und mit dem VÄndG und dem GKV-VStG eine Vielzahl von Möglichkeiten geschaffen, dass diesem Bedürfnis durch Teilzulassungen und Anstellungen in Teilzeit in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung Rechnung getragen werden kann. Umso unverständlicher ist, dass die KVSH durch den ab 01./01.03.2013 geltenden HVM in Teilzeit tätige selbständige und angestellte Ärzte/Innen durch Begrenzung auf den anteiligen Fachgruppendurchschnitt abstraft. Dieses behindert nicht nur die verstärkte Einbindung von Ärztinnen, sondern auch die Versorgung in der Fläche, die häufig nur noch über mit Teilzeitärzten/Innen besetzte Nebenbetriebsstellen zu gewährleisten ist. Leider wendet sich die KVSH mit dem neuen HVM (erneut) vom Leitbild des Gesetzgebers ab und trifft eine Honorarverteilungsentscheidung, die die Entwicklungen in der Medizin sowie gesellschaftliche Notwendigkeiten negiert.
Joachim Poetsch
RA u. FAfMedR, Hamburg

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