Bericht der EU-Kommission

In der EU sind bis 2030 weitere elf Millionen Pflegekräfte nötig

Die Bevölkerung in der EU altert rasant. Ohne Zuzug qualifizierter ausländischer Gesundheits- und Pflegekräfte ist die Versorgung nicht zu stemmen, mahnt die EU-Kommission. Eine gemeinsame Anwerbe-Strategie der EU aber fehlt.

Von Florian Staeck Veröffentlicht:
Ohne Gesundheits- und Pflegekräfte aus dem Ausland – seit es aus der EU oder dem EU-Ausland – wird die Versorgung künftig immer schwieriger. Das geht aus einem EU-Report hervor.

Ohne Gesundheits- und Pflegekräfte aus dem Ausland – seit es aus der EU oder dem EU-Ausland – wird die Versorgung künftig immer schwieriger. Das geht aus einem EU-Report hervor.

© Andreas Arnol / dpa

Brüssel. Die Länder der EU stehen vor großen Herausforderungen, um auch künftig die Langzeitpflege ihrer alternden Bevölkerung sicherstellen zu können.

Angesichts der immer größeren Zahl pflegebedürftiger Menschen in der EU sind bis zum Jahr 2030 EU-weit zusätzlich elf Millionen Pflegekräfte nötig, um diese Aufgabe bewältigen zu können, heißt es in einer Studie „Health und Longterm-Care Workforce“, die die EU-Kommission am Donnerstag veröffentlicht hat. Der mit Abstand größte Treiber der Entwicklung ist die Größe, Alterszusammensetzung und gesundheitliche Verfassung der Bevölkerung.

Im Durchschnitt der EU-Staaten sind 20,3 Prozent der Menschen älter als 65 Jahre. Deutschland hat mit einem Anteil von 21,5 Prozent eine der ältesten Bevölkerungen in der EU. Nur Finnland und Portugal (jeweils 21,8), Griechenland (22,0) und Italien (22,8 Prozent) weisen noch höhere Anteile auf.

Diese älteren Menschen haben EU-weit statistisch noch eine weitere Lebenserwartung von im Schnitt 20 Jahren – verbringen aber die Hälfte dieser Zeit in einem schlechten Gesundheitszustand.

1,3 Millionen Gesundheitskräfte stammen aus EU-Ausland

Schon seit mehreren Jahren greifen die Mitgliedsstaaten auf Arbeitskräfte aus der EU oder dem EU-Ausland zurück, um die Pflege alter Menschen zu gewährleisten – zwei Millionen waren es insgesamt im Jahr 2018. Davon stammen 1,3 Millionen aus Ländern jenseits der EU. Allein fünf der 27 Staaten haben zwei Drittel dieser ausländischen Pflegekräfte rekrutiert, nämlich Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Schweden.

Als ungelöste Herausforderung formulieren die Studienautoren, dass es bisher keine EU-spezifischen Instrumente gibt, um ausländisches Gesundheitspersonal und Pflegekräfte anzuwerben. Als Folge werde das Potenzial ausländischer Arbeitskräfte nicht ausgeschöpft, die bereit wären, in der EU im Gesundheits- oder Pflegesektor zu arbeiten.

Deutschland hat auf nationaler Ebene im Jahr 2019 mit der Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (DeFa) eine Institution geschaffen, die den Zuzug qualifizierter ausländischer Arbeitnehmer erleichtern soll.

Digitale Fähigkeit der Senioren – Deutschland steht gut da

Die Möglichkeiten der telemedizinischen Versorgung sind höchst ungleich in der Gemeinschaft der 27 verteilt. Dies betrifft auch die digitalen Fähigkeiten der Nutzer insbesondere in der älteren Generation.

In Deutschland hatten im Jahr 2019 rund 36 Prozent der 65- bis 74-Jährigen zumindest grundsätzliche digitale Kompetenzen – dieser Wert liegt deutlich höher als im EU-Durchschnitt (24 Prozent).

Auf einen relevanten Aspekt gehen die Studienautoren kaum ein: Rahmenbedingungen, die ein Altern in Gesundheit erlauben, würden auch den Druck verringern, ausländische Pflegekräfte für die EU zu akquirieren.

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