Industrie und GBA gehen aufeinander zu
BERLIN (af). Die Pharmaindustrie reagiert mit konstruktiven Vorschlägen auf das Arzneimittel-Neuordnungsgesetz (AMNOG). Gesetzgeber und Industrie hätten ausreichend Spielraum, sich aufeinander zu zu bewegen, sagten Vertreter großer Pharmaunternehmen bei der MCC Pharmaworld in Berlin.
Die an der Schnittstelle zwischen ambulantem und stationärem Sektor immer noch üblichen Doppeluntersuchungen zum Beispiel kosteten das Gesundheitssystem Milliarden Euro. Einsparungen sollten daher nicht immer nur auf Kosten der Arzneimittelhersteller gehen, forderte Dr. Sören Hermansson, Geschäftsführer der Merck Serono GmbH. Genau dort betreffe die Kostendämpfung gleichermaßen Ärzte und Patienten. Besser sei es, gute Ärzte besser zu bezahlen als das Geld in die Quantität zu stecken.
Märkte seien durch die Ordnungspolitik ständig Veränderungen unterworfen, sagte Dr. Wolfgang Stehle von der Novartis Deutschland GmbH. Eine Neuausrichtung der Entwicklungsabteilungen zum Beispiel auf eine frühzeitige Zusammenarbeit mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) könne den Unternehmen helfen, mit den Anforderungen des AMNOG umzugehen. Zum Beispiel müssen sie sehr bald die Fähigkeit entwickeln, die vom AMNOG geforderten Dossiers zu erstellen.
Etwa drei Jahre vor einer Frühbewertung sollten Unternehmen auf den GBA zukommen, riet Dr. Rainer Hess, unabhängiger Vorsitzender des GBA. Er sieht den Neuordnungsprozess noch nicht am Ende angelangt. Die Regelungen zu den Orphan Drugs würden spätestens von der nächsten Regierung wieder kassiert, war er sich sicher. Auch der Nachweis der "Unzweckmäßigkeit" eines Medikaments durch den GBA werde keine neue Gesetzesrunde überstehen. Man könne die negative Wirkung einer Arznei nicht belegen.