Notaufnahme

Jeder zweite Patient kein echter Notfall?

Nur rund die Hälfte der Patienten, die 2018 tagsüber in der Notaufnahme versorgt wurden, hätten dort auch hingehört.

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Berlin. 4,42 Millionen Patienten sind 2018 tagsüber beziehungsweise während der Öffnungszeiten der Vertragsarztpraxen in den Notaufnahmen der Kliniken versorgt worden. Fast ein Fünftel davon hätte nach den Abrechnungsdaten stattdessen von Vertragsärzten behandelt werden können: Sie kamen mit Rückenbeschwerden (8,9 Prozent), Magen-Darm-Erkrankungen (8,2 Prozent) oder fiebrigen Infekten der oberen Atemwege (6,6 Prozent) in die Notfallambulanz. Das geht aus einer Analyse des Zentralinstituts der kassenärztlichen Versorgung (Zi) hervor.

Das Institut hat die bundesweiten Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2018 genauer unter die Lupe genommen. Dabei geht das Zi davon aus, dass insgesamt sogar gut jeder zweite Patient, der tagsüber die Notaufnahme aufgesucht hat, auch in einer Praxis hätte versorgt werden können. Das zumindest würden Expertenschätzungen regelmäßig ergeben. Zudem hätten weitere 23,9 Prozent der Diagnosen ein eher uneinheitliches Bild aufgewiesen.

Immerhin 45,6 Prozent und damit die Mehrzahl der Fälle in den Notaufnahmen bei Tage betrafen im vergangenen Jahr traumatologische Behandlungsanlässe, also Verletzungen oder Wunden. 4,9 Prozent der Patienten wurden wegen einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems versorgt, 1,8 Prozent wegen Beschwerden im Urogenitalbereich.

Gemessen an den jährlich rund 600 Millionen Abrechnungsfällen in der vertragsärztlichen Versorgung wirkt die Zahl der zwei bis 2,5 Millionen Fälle, die statt in der Notaufnahme auch in den Praxen hätten behandelt werden können, sehr gering, meint selbst das Zi. Dennoch hofft das Institut, dass die Ausweitung der Bereitschaftsdienstnummer 116 117 – ab Januar sollen die Terminservicestellen (TSS) der KVen rund um die Uhr über sie erreichbar sein – noch mehr Entlastung für die Notaufnahmen schafft. (reh)

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