HB-Positionspapier

Junge Ärzte ticken anders

Sie legen mehr Wert auf Freizeit und wollen geregelte Arbeitszeiten: Junge Ärzte akzeptieren ungern Überstunden.

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Junge Ärzte - spezielle Wünsche.

Junge Ärzte - spezielle Wünsche.

© Stephen Coburn / fotolia.com

POTSDAM (wul). Flexible Arbeitszeitmodelle, planbare Arbeitseinsätze, die korrekte und vollständige Erfassung von Arbeitszeiten, aber auch ein nicht minder hoher Anspruch an Qualität und Angebot des Lebensumfeldes: Die Anforderungen der angehenden Ärzte an ihren Arbeitsplatz haben sich stark gewandelt.

"Nur wenn es gelingt, tradierte Strukturen und Berufsbilder in Übereinstimmung mit der in weiten Teilen veränderten Erwartungshaltung der potenziellen und dringend benötigten Mediziner von Morgen in Einklang zu bringen, werden wir noch eine ausreichende Zahl junger Frauen und Männer für den Arztberuf gewinnen", sagte der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, auf der Hauptversammlung am Freitag in Potsdam.

Er warnte davor, die Augen vor diesem Wertewandel zu verschließen. Denn dann sei die medizinische Versorgung dauerhaft gefährdet.

Eine neue Befragung des Hartmannbundes unter Assistenzärzten zu ihrer beruflichen Situation bestätigt im Kern die Ergebnisse einer Befragung der Studierenden zur Zukunft des Arztberufes von Anfang des Jahres.

Auch die Assistenzärzte bemängeln die Arbeitsbedingungen an Kliniken, unzureichende Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wollen bevorzugt als Angestellte arbeiten. Eine angemessene Vergütung nimmt gegenüber diesen Themen ein weitaus geringeres Gewicht ein.

Nichtmanipulierbare Zeiterfassung gefordert

"Der Wettbewerb um Fachkräfte wird gerade im stationären Sektor in Zukunft darüber entschieden, ob die Arbeitsbedingungen den Vorstellungen der jungen Ärzte entsprechen", sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP).

Dabei verwies er auf das Versorgungsstrukturgesetz, das seiner Ansicht nach bereits mit solchen Maßnahmen wie die Abschaffung der Residenzpflicht oder umfangreichere Vertretungsmöglichkeiten hilft, Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Nun sieht Bahr die Selbstverwaltung und Krankenhausträger in der Pflicht, die Vorgaben des Gesetzgebers umzusetzen.

Wie genau sich die Nachwuchsmediziner ihren Arbeitsplatz der Zukunft vorstellen, hat der Ausschuss der Medizinstudierenden des Hartmannbundes in einem Positionspapier erarbeitet.

Danach forderten angehende Mediziner eine umfassende praktische Ausbildung mit berufsrelevanten Inhalten. "Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind außerdem verlässliche und planbare Arbeitszeit eine Grundvoraussetzung", sagte Kristian Otte, Vorsitzender des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund.

Er forderte außerdem eine vollständige und nichtmanipulierbare Zeiterfassung, wobei jede ärztliche Arbeitszeit erfasst, bezahlt oder ausgeglichen werden soll.

Handlungsbedarf wird auch im Bereich der Weiterbildung gesehen. Hier werden strukturierte Weiterbildungskonzepte dringen gebraucht, heißt es im Positionspapier. Schlechte und unzureichende Weiterbildung solle durch die Ärztekammern sanktioniert werden.

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