KV Bremen zwingt Ärzte zur Vertragswahl

Die Konkurrenz zwischen Vollversorgungs- und Add-on-Vertrag für Hausärzte in Bremen wird härter. Die KV verpflichtet Ärzte zur Festlegung auf einen Vertrag.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

BREMEN. Das Wettrennen um die hausarztzentrierte Versorgung in Bremen geht in die heiße Phase. Zu Beginn des vierten Quartals wird der Add-on-Vertrag von AOK Bremen/Bremerhaven, hkk und KV Bremen starten. Zugleich bietet der Hausärzteverband Bremen seit Jahresbeginn einen Vollvertrag mit der AOK und weiteren Kassen an.

Die KV will nun Bremens Ärzte mit Vertragsklauseln zur Entscheidung zwingen: Wer am KV-Vertrag teilnimmt, kann nicht dem Hausarztvertrag des Verbandes beitreten. "Das Entweder-oder gilt auch für Gemeinschaftspraxen", sagte Bremens KV-Vize Günther Scherer der "Ärzte Zeitung".

"Im Rahmen der Vertragsautonomie ist diese Klausel völlig in Ordnung." Das sieht auch der Hausärzteverband Bremen so, räumt der KV-Variante gleichwohl kaum Chancen ein. "Der KV-Vertrag ist keine Alternative", erklärte Dr. Alfred Haug, Chef des Bremer Hausärzteverbandes, "denn es ist unklar, ob der KV-Vertrag Bestandschutz hätte, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen ändern".

Tatsächlich ist der Vertrag der KV mit der AOK noch nicht unterschrieben. Denn KV und Kasse warten auf den Kabinettsbeschluss zum GKV-Finanzierungsgesetz. Dieser könnte zur Folge haben, dass die von AOK und KV angepeilten Honorare nach unten korrigiert werden müssen.

So schreibt die KV in einem Brief an die Hausärzte: Sollte die Hausärztliche Vergütung durch den Gesetzgeber beschränkt werden, käme es zu einer Senkung der Quartalspauschale von 35 Euro "auf 15 bis 20 Euro".

Die Vereinbarung startet darum zunächst mit 15 Euro Einschreibepauschale und einem Aufschlag für chronisch kranke Patienten in Höhe von fünf bis zehn Euro. Olaf Woggan von der AOK bezeichnet die Vereinbarung mit der KV auch als "Vorläufer einer Komplettumsetzung".

Aber auch die Vollvertragslösung des Hausärzteverbandes, die mit den meisten Kassen per Schiedsspruch zustande gekommen ist, ist noch nicht in trockenen Tüchern. Denn die Bremer Datenschutzbeauftragte Imke Sommer will dem Hausärzteverband in Bremen offenbar verbieten, Versichertendaten an die Hausärztliche Vertragsgemeinschaft zur Abrechnung weiter zu geben.

Sommer hat dem Hausärzteverband die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder laufen die Verträge aus oder die Datenschützerin trifft eine entsprechende Anordnung. Was für den Bremer Hausärztechef Haug "eine Einzelmeinung" ist, könnte den Vollvertrag in Bedrängnis bringen. Denn eine Klage des Verbands gegen die Anordnung hätte keine aufschiebende Wirkung.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an