Kommentar – Sterbehilfe in den Niederlanden

Kalte Normalität

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

Für mehr als 6000 Menschen in den Niederlanden ist 2016 der Tod auf Bestellung gekommen. Bei vier Prozent aller Sterbefälle im Nachbarland legten Ärzte im vergangenen Jahr Hand an. Umgerechnet auf deutsche Verhältnisse wären das 37.000 Menschen – die Einwohnerzahl einer Kreisstadt.

15 Jahre nach Inkrafttreten des Sterbehilfegesetzes strahlt der jährliche Bericht der Kontrollkommission, an die Ärzte die Fälle der von ihnen getöteten Menschen melden müssen, eine geschäftsmäßige Normalität aus. Kritiker, die seinerzeit vor einem Dammbruch warnten, können sich bestätigt fühlen.

Denn aus Sicht der Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte hat sich das Gesetz bewährt. Es hakt bei Hausärzten, die sich vielfach weigern, Patienten auf deren Wunsch zu töten. In einem Regierungsbericht wird deshalb gemahnt, die Möglichkeiten des Sterbehilfegesetzes mögen voll ausgenutzt werden. Das geschieht längst: Seit 2007 hat sich die Zahl der – mutmaßlich – auf eigenen Wunsch Getöteten verdreifacht.

Derweil drängen in den Niederlanden Sterbehilfe-Aktivisten darauf, neue Grenzen einzureißen. Bisher müssen Menschen unheilbar krank sein, um aktive Sterbehilfe zu erhalten. Künftig könnte das auch für Gesunde gelten, die ihr Leben als "abgeschlossen" ansehen ...

Lesen Sie dazu auch: Aktive Sterbehilfe: Niederlande verzeichnet Nachfrage-Boom

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alzheimer-Therapie im Wandel

Wie die neuen Antikörper die Versorgung von Demenzkranken verändern

Fallbericht

Starker Verdacht auf Kolonkrebs – und das steckte dahinter

Lesetipps
Ein Holzbrett mit verschieden Müsliriegeln auf einem Tisch.

© Africa Studio / stock.adobe.com

Weizen und Gluten entstigmatisieren

Reizdarmsyndrom: Ist die Glutensensitivität ein Nocebo-Phänomen?