Vergütung

Kassen wollen den Ärzten ans Geld

Punktwert runter auf 3,2537 Cent. Mit dieser Forderung gehen die Kassen in die Verhandlungen im Gemeinsamen Bewertungsausschuss. Die Ärzte dagegen wollen 2013 rund 3,5 Milliarden Euro mehr.

Veröffentlicht:
Bei der Ärztevergütung liegen die Vorstellungen der KBV und der Krankenkassen weit auseinander.

Bei der Ärztevergütung liegen die Vorstellungen der KBV und der Krankenkassen weit auseinander.

© Gina Sanders / fotolia.com

BERLIN (af). Mit einem Paukenschlag hat der GKV-Spitzenverband das Gerangel um die Ärztevergütung im Jahr 2013 eröffnet.

Der Antrag des Verbandes laute, den Punktwert von derzeit 3,5048 auf 3,2537 Cent zu senken, sagte Verbands-Vize Johann-Magnus von Stackelberg am Donnerstag in Berlin.

Die Forderung stützt sich auf die Ergebnisse eines vom GKV-Spitzenverband in Auftrag gegebenen Gutachtens der Schweizer Forschungsgesellschaft Prognos AG.

Demnach soll die Vergütung der Ärzte zwischen 2008 und 2011 im Verhältnis zu ihrem Aufwand überproportional gestiegen sein.

Die Kassen hätten in diesen Jahren knapp 2,2 Milliarden Euro zuviel an die Ärzte überwiesen, hat Prognos berechnet.

An die Kassenärztliche Bundesvereinigung gerichtet sagte von Stackelberg: "Forderungen der Ärzteschaft nach Honorarzuwächsen von deutlich über drei Milliarden Euro für 2013 sind völlig überzogen."

Die Einkommen der Ärzte nach Abzug der Praxiskosten und vor Steuern seien zwischen 2007 und 2011 von rund 105.000 um 29.000 auf 134.000 Euro gestiegen.

Damit zählten die niedergelassenen Ärzte zu den Spitzenverdienern in Deutschland.

Die KBV hält die Berechnungen von Prognos für fragwürdig. So habe eine im März veröffentlichte Längsschnittstudie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) ergeben, dass die Praxen im Durchschnitt lediglich einen Überschuss von 92.000 Euro erzielten.

Prognos hat im Gegensatz zum ZI die Psychotherapeuten nicht in seine Rechnung mit einbezogen.

"Es kommt zum Show-down"

Bereits im März hatte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler eine Anpassung der ärztlichen Vergütung für 2013 um rund 3,5 Milliarden Euro gefordert. Damit sollen gestiegene Betriebskosten und auch die Inflation seit 2008 ausgeglichen werden, sagte Köhler.

Sparforderungen der Kassen seien ein verheerendes Signal an junge Ärzte, sich auf dem Land niederzulassen, so Köhler.

"Ein rigider Sparkurs ist nicht nur verantwortungslos gegenüber den Patienten, sondern steht auch im Widerspruch zum Gesetz", sagte Köhler.

Der Gesetzgeber schreibe vor, dass sich die Vergütung von Vertragsärzten und –psychotherapeuten ab dem Jahr 2013 der Morbidität anpassen müsse. In Deutschland litten immer mehr Menschen an langwierigeren Krankheiten wie Diabetes und Demenz, die immer teurere Behandlungen erforderten.

Für die Kassen sticht dieses Argument nicht. Die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung bilde die Zunahme des Behandlungsbedarfes ausreichend ab, sagte von Stackelberg.

Angesichts derart weit auseinanderklaffender Positionen gehen die Vertreter des GKV-Spitzenverbandes von einem Scheitern der Verhandlungen kommende Woche im Bewertungsausschuss aus.

Am 31. August kommt der erweiterte Bewertungsausschuss zusammen. "Dann kommt es zum Show-down", sagte von Stackelberg. Das heißt, dass die drei unabhängigen Sachverständigen des Ausschusses entscheiden.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“