Rechnungszins

Kein PKV-Anbieter erreicht 3,5 Prozent

Politiker der Linken wollten von der Bundesregierung wissen, wie es wirtschaftlich um die PKV-Unternehmen bestellt ist. – Eine genaue Antwort bleibt die Bundesregierung schuldig.

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KÖLN. Die Bundesregierung stellt sich darauf ein, dass die Niedrigzinsen die privaten Krankenversicherer (PKV) und ihre Kunden noch länger belasten werden. Die Zinsen drücken den Rechnungszins, zum Ausgleich sind die Unternehmen gezwungen, die Prämien anzuheben. Dass diese Mechanik schon im kommenden Jahr passend zum Bundestagswahlkampf durchschlägt, kann den Anhängern der PKV und des dualen Systems nicht gefallen. Beitragserhöhungen sind Wasser auf die Mühlen der Anhänger einer Bürgerversicherung. Bei der Bemessung der für die Prämienentwicklung im Alter maßgeblichen Alterungsrückstellungen spielt der Rechnungszins eine entscheidende Rolle, also die erwartete Verzinsung der Kapitalanlagen.

Zahlen sind vertraulich

Sinkt dieser Wert, muss die dadurch entstehende Lücke in den Alterungsrückstellungen durch höhere Prämien kompensiert werden. Nach einer Faustregel entspricht eine Absenkung um 0,1 Prozentpunkte bei Versicherten im mittleren Alter einer Beitragsanhebung von einem Prozent. Der veranschlagte Rechnungszins beträgt in den geschlechtsabhängigen PKV-Tarifen seit Jahren 3,5 Prozent. In den Ende 2012 eingeführten Unisex-Tarifen kalkulieren die meisten Anbieter mit 2,75 Prozent. Die 3,5 Prozent wird in diesem Jahr kein einziges der 37 PKV-Unternehmen, die in der Vollversicherung aktiv sind, erreichen; das hat jetzt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion mitgeteilt. 2015 war das nur noch einem einzigen Anbieter gelungen. Die von den Abgeordneten gewünschten konkreten Angaben zur Situation bei einzelnen Versicherern liefert die Regierung nicht, da sie als vertraulich eingestuft werden.

Die auf Versicherungen spezialisierte Rating-Agentur Assekurata geht davon aus, dass sich der Rechnungszins der Branche kurz- bis mittelfristig bei zwei Prozent einpendeln wird, also deutlich unter den heutigen Werten. Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort auf eine Prognose der Finanzaufsicht BaFin, nach der er im Jahr 2019 bei 2,2 Prozent liegen wird. – Bereits Ende September war bekannt geworden, dass 2017 starke Beitragserhöhungen auf die Kunden zukommen werden. Die Branche geht davon aus, dass sich zwei Drittel der 8,8 Millionen Vollversicherten in der PKV auf einen Anstieg von elf bis zwölf Prozent einstellen müssen. Bei einzelnen Unternehmen könnten die Sprünge sogar noch viel heftiger ausfallen.

Die PKV versucht schon seit Längerem, bei der Politik gesetzliche Änderungen durchzusetzen, die es ihr erlauben würden, auch durch eine Erhöhung der Leistungsausgaben nötige Prämienanpassungen auf mehrere Schritte zu verteilen. Bis auf kleinere Zugeständnisse konnte die PKV aber bislang nichts erreichen. (iss)

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