Notdienst
Kleinstaaterei in Sachsen
Beim Notdienst in Sachsen hakt es: Schuld sind ineffiziente Dienststrukturen. Bis Ende des Jahres will die KV das in den Griff bekommen. Ein mühsames Vorhaben, wie sich jetzt zeigt. Denn viele Ärzte sind von dem Plan nicht angetan.
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Auf zum Hausbesuch: Vertragsärzte sollen sich im Bereitschaftsdienst zu größeren Dienstbereichen zusammenschließen.
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DRESDEN. Als die KV Sachsen vor etwas mehr als einem Jahr beschloss, Haus- und Kinderärzten fortan eine Bereitschaftsdienstpauschale zukommen zu lassen, ging es nicht nur um die Entlohnung zusätzlicher Arbeit.
Die Pauschale diente mit der Vorgabe von Mindestzahlen bei den teilnehmenden Ärzten auch dem Ziel, effiziente Dienststrukturen zu etablieren. Mindestens 20 Ärzte sollten in einem Dienstbereich zusammengefasst sein, bei weniger Teilnehmern verringert sich die Pauschale.
Mit dieser Sanktion sollten Ärzte zur Kooperation gedrängt und die Ausgaben bei der KV gesenkt werden.
Kein leichtes Verfahren, wie der aktuelle Umsetzungsstand zeigt. So gab es bisher einzig in der KV-Bezirksdirektion Chemnitz Zusammenlegungen, wie die KV auf Anfrage erklärte. Aus sieben Dienstbereichen wurden drei. Der Rest muss nun schnell folgen.
"Um tragfähige Strukturen im Bereitschaftsdienst zu etablieren, ist vorgesehen, die Zielstrukturen bis zum 31. Dezember 2013 umzusetzen", hieß es. "Aktuell ist für über 30 Bereiche eine Anpassung gemäß der entwickelten Zielstrukturen vorgesehen", wurde erklärt.
Welche weiteren Zusammenschlüsse folgen sollen, gibt die KV noch nicht bekannt. Allerdings die Kriterien, nach denen das geschehen soll. So gilt zum Beispiel, dass die neuen Bereitschaftsdienstbereiche maximal eine Luftlinie von 35 Kilometern aufweisen.
Vier Dienste pro Quartal
Eine Pkw-Fahrtzeit von 45 Minuten soll nicht überschritten werden, dabei würden auch geografische Gegebenheiten wie Flussläufe und Tallagen berücksichtigt.
Vermieden werden bei der Neustrukturierung "entgegengesetzt gelegene bevölkerungsstarke Zentren innerhalb eines zu entwickelnden Bereitschaftsdienstbereiches".
Als die Reform der Bereitschaftsdienstbereiche vor einem Jahr von der KV beschlossen wurde, rechnete Vorstandschef Klaus Heckemann mit Widerständen vor allem bei Hausärzten in ländlichen Regionen, da diese oft längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen müssten. Die Befürchtung scheint sich teilweise zu bestätigen.
Dr. Gottfried Hanzl ist Vorsitzender des Fachausschusses Hausärzte in der sächsischen KV und berichtet, dass vor allem in der Erzgebirgsregion Ärzte Vorbehalte gegen die geplanten Zusammenschlüsse hätten, aber auch in einzelnen Regionen Mittel- und Ostsachsens.
Er rechne aber damit, dass die Zusammenschlüsse wie geplant bis Ende des Jahres durchgesetzt werden. "Das ist machbar", so Hanzl.
Hanzl selbst hat seine Praxis in in der kleinen Gemeinde Oderwitz in der demografisch problematischen Oberlausitz. Dort wurden bereits vor fünf Jahren Bereitschaftsdienstbereiche zusammengelegt, so Hanzl. Auf einer Fläche von rund 20 mal 20 Kilometern versorgten nun 42 Ärzte 52.000 Patienten.
Rund vier Dienste pro Quartal müsste damit ein Arzt machen. "Das ist auf jeden Fall ein Fortschritt", so Hanzl. Vor allem mit Blick auf die im Schnitt älter werdende Ärzteschaft in der Region. "Da wird die Belastungsfähigkeit ja auch geringer."