Krankenhausplan

Kliniken im Saarland brauchen mehr Spezialisierung

Die Diskussion um den Krankenhausplan für das Saarland ist in Gang gesetzt. Ein aktuelles Gutachten zeigt nun: Trotz positiver Entwicklungen gibt es Reformbedarf.

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:
Im OP-Saal: Für das Saarland zeigt ein Gutachten nun überdurchschnittlich viele Operationen auf.

Im OP-Saal: Für das Saarland zeigt ein Gutachten nun überdurchschnittlich viele Operationen auf.

© s_l / Fotolia.com

SAARBRÜCKEN. Gute medizinische Qualität, deutlich mehr Pflegekräfte als im Bundesschnitt und die bundesweit meisten Ausbildungsplätze: Ein wissenschaftliches Gutachten sieht durchaus Positives in der saarländischen Kliniklandschaft. Dagegen stehen eine Zersplitterung in zahlreiche schwach spezialisierte Standorte, überdurchschnittlich viele Operationen und Intensivbehandlungen sowie erhebliche Investitionslücken. In diesem Punkt hat das Land Linderung versprochen.

Der neue Krankenhausplan für das Saarland kommt nach einer Verschiebung um zwei Jahre wie berichtet zwar erst 2018, die Diskussion nimmt aber bereits jetzt an Fahrt auf. Befeuert wurde sie zuletzt durch das Gutachten zur Krankenhausstruktur in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, das die Krankenkassen beim RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Institute for Health Care Business GmbH in Auftrag gegeben hatten und nun vollständig vorliegt.

Für das Saarland ergeben sich daraus klare Fingerzeige, wo Reformbedarf besteht. In Sachen Finanzierung hat die Landesregierung sofort reagiert. Die Gutachter stellten fest, die Saar-Krankenhäuser könnten als Folge einer nur durchschnittlichen Ertragskraft und niedriger Fördermittel nicht genug investieren. Statt der eigentlich nötigen Fördermittel von 80 Millionen pro Jahr zahle das Land nur 28,5 Millionen. Die Folge: veraltete Baukörper, verschleppte Instandhaltungen und Quersubventionierungen aus dem Topf der Betriebsmittel.

Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling stellte prompt Besserung in Aussicht. Schon bei der Vorlage des vorläufigen Berichts im Oktober räumte er ein, dass mehr Geld ins System müsse (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Deshalb werde die Investitionsförderung mit einem Sonderprogramm um jährlich vier Millionen Euro erhöht, kündigte der CDU-Politiker an. Hinzu kämen zwölf Millionen aus Mitteln des Strukturfonds.

Außerdem nahm Kolling die Bürgermeister in die Pflicht: Mit Hilfe der 75 Millionen Euro, die der Bund den saarländischen Städten und Gemeinden für Investitionen zur Verfügung stelle, könnten die Kommunen auch einen Beitrag zur Zukunftssicherung der Krankenhäuser leisten.

Die hohe Krankenhausdichte empfindet Kolling nicht als Nachteil, sondern "für die Versorgung und Erreichbarkeit einen großen Wert an sich". Die Regierung stimme aber den Gutachtern zu, dass Doppelstrukturen abgebaut und mehr spezialisiert werden müsse. "Der Kannibalismus unter den Trägern muss künftig beendet werden", erklärte Kolling und fügte hinzu, nur durch Konzentrationen könnten künftig Mindestmengen erreicht werden.

Damit nahm er weitere Kritikpunkte aus dem Gutachten auf. Dort werden die bundesweite Spitzenstellung bei der Vorhaltung von Großgeräten, die hohe Zahl an gering spezialisierten Häusern und die häufige Unterschreitung von vorgegebenen Mindestmengen bei komplexen medizinischen Leistungen moniert.

Im Bereich der Neonatologie, bei der sich "die Frage nach möglicherweise redundanten, weil (zu) teuren Doppelstrukturen" besonders drängend stelle, dürften die Experten mit neuen Entwicklungen im Saarland hochzufrieden sein: Noch bevor das gesamte Gutachten vorlag, gaben das Caritas-Klinikum Saarbrücken und das städtische Klinikum Saarbrücken eine enge Kooperation in den Fachbereichen Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Neonatologie bekannt. Politik und Kassen lobten diese Entwicklung einer engen Zusammenarbeit als vorbildlich.

Kliniklandschaft des Saarlands

Die 22 Kliniken im Saarland – darunter nur eines in privater Trägerschaft – sind auf 26 Standorte verteilt.

Die Zahl der stationären Fälle je Einwohner liegt altersbereinigt deutlich über dem Bundesdurchschnitt (plus 5,2 Prozent), wobei sich ihr Schweregrad nicht vom Durchschnitt abhebt.

Nach Rheinland-Pfalz hat das Saarland bundesweit das zweithöchste Preisniveau (Basisfallwert zwei Prozent über dem Durchschnitt).

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