Ampelpläne

Kritik an Lauterbachs Pflegekompetenzgesetz: „Noch nicht der große Wurf“

Ärzte- und Pflegeverbände fordern eine eigenständige Rolle der Pflege in der Versorgung. Zur Not müsse das Ansinnen auch gegen den Widerstand der organisierten Ärzteschaft durchgeboxt werden.

Veröffentlicht:
Pflege(r) bei der Arbeit: Verbände fordern mehr Eigenständigkeit in der Versorgung.

Pflege(r) bei der Arbeit: Verbände fordern mehr Eigenständigkeit in der Versorgung.

© Studio Romantic / stock.adobe.com

Berlin. Braucht es mehr Eigenständigkeit von Pflegefachpersonen in der Versorgung? Ja, betont ein Bündnis aus Ärzte- und Pflegeorganisationen. Könnte das Pflegekompetenzgesetz (PKG) von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Weg ebnen für das Pflege-Upgrade?

Jein, meinen die Verbände, unter ihnen der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää). Der Referentenentwurf zum PKG sähe zwar vor, dass Pflegefachpersonen erweiterte Kompetenzen in der Versorgung von Diabetes, Demenz und chronischen Wunden übernehmen könnten. Zugleich sollten aber weiter Vertragsärzte entscheiden, ob diese Kompetenzen zum Einsatz kämen, heißt es in einer am Mittwoch verbreiteten Mitteilung.

„Pflegerische Kompetenzen stärker nutzen“

Gerade in der ambulanten Versorgung brauche es aber eine stärkere Nutzung personeller Ressourcen und Kompetenzen. Eine „Primärversorgung“, erbracht von Community Health Nurses (CHN), könne Versorgungslücken schließen, die Prävention stärken und langfristig Pflegebedürftigkeit verringern und Kosten senken. „Dieser größere Wurf ist im Entwurf zum PKG noch nicht enthalten“, kritisierte DBfK-Bundesgeschäftsführerin Dr. Bernadette Klapper.

Ärzteverbände wie der Marburger Bund oder der Hausärztinnen- und Hausärzteverband sehen die Pläne für eine Kompetenzerweiterung skeptisch. Der Marburger Bund etwa hatte erklärt, interprofessionelles Arbeiten sei wichtig und richtig. Es ergäbe aber keinen Sinn, Aufgaben von einem Mangelberuf auf den anderen zu verschieben. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hatte vor einer drohenden „Deprofessionalisierung“ der Versorgung gewarnt.

Kritik an paradoxen Reaktionen

Das Vorstandsmitglied beim vdää, Michael Janßen, wies dies zurück. Es sei „paradox“, dass die Ärzteschaft einerseits über Überlastung beschwere, „anderseits aber die Kompetenzübertragung auf andere Berufsgruppen hemmt“. Die Stärkung der Pflegeberufe müsse notfalls auch gegen den Widerstand der organisierten Ärzteschaft durchgesetzt werden.

Dr. Udo Puteanus vom Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten betonte, auch mit Blick auf die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei älteren, multimorbiden Patienten sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften, Ärzten und Apothekern unverzichtbar. „Wir benötigen feste AMTS-Strukturen und interprofessionelle Teams, um Risiken zu minimieren und die Qualität der Versorgung zu sichern“. (hom)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesundheitspolitik im Rückspiegel

„Das war ein schwieriges Jahr“

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an