Reform des Medizinstudiums

Landarztquote: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Der Masterplan Medizinstudium 2020 räumt den Ländern die Option einer Landarztquote ein. Doch viele sind zögerlich – und vier Länder lehnen völlig ab.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. In Sachen Landarztquote wird sich Deutschland wohl zum föderalen Flickenteppich entwickeln: Denn noch läuft in einem Großteil der Bundesländer der Abstimmungsprozess, ob von dem Instrument Gebrauch gemacht werden soll.

Allein Bayern hat die Einführung einer Quote für Medizinstudenten, die sich für eine spätere Tätigkeit in unterversorgten Gebieten verpflichten, bereits angestoßen. Berlin, Schleswig-Holstein, Hessen und Hamburg positionieren sich aktuell klar gegen die Einführung; Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein erachten die Quote als "Ultimo ratio". Das zeigt eine Umfrage der "Ärzte Zeitung" unter den zuständigen Gesundheits- und Wissenschaftsministerien.

Die Option, eine Landarztquote einzuführen, eröffnet der Masterplan Medizinstudium 2020. Die Ende März unterzeichnete Reform des Medizinstudiums sieht vor, dass bis zu zehn Prozent der Studienplätze vorab an Bewerber vergeben werden können, die nach Ausbildungsabschluss für bis zu zehn Jahre in der Hausarztversorgung im ländlichen Raum tätig sein werden.

Die Frage, ob eine solche Quote verpflichtendes Element in der Studienreform werden soll, war bis zuletzt unter den Ländern strittig geblieben.

Lesen Sie dazu auch: Landarztquote: Länder zögern noch

Tatsächlich ist Bayern bisher das einzige Land, das sich positiv positioniert hat. Ab dem Wintersemester 2019/2020 sollen fünf bis zu Prozent der Studienplätze im Freistaat an Nachwuchsmediziner vergeben werden, die sich für die Hausarzttätigkeit auf dem Land verpflichten.

Das Kabinett hat den Fahrplan am Mittwoch begrüßt. Im ersten Schritt müsse nun die Vergabeverordnung der Stiftung für Hochschulzulassung geändert werden, anschließend werde das Wissenschaftsministerium die Zulassungsverordnung anpassen, erklärte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auf Anfrage der "Ärzte Zeitung".

Der Großteil der Länder befürwortet die Quote prinzipiell, ist jedoch noch im Abstimmungsprozess. In Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt wurden interministerielle Arbeitsgruppen gebildet. Neben Fragen der Sinnhaftigkeit geht es in vielen Ländern auch um rechtliche Rahmenbedingungen. "Wie wird die Einhaltung der Verpflichtung überwacht und wie wird die Nichteinhaltung sanktioniert?", seien etwa offene Fragen in Thüringen.

Landarztquote

- Die Länder erhalten die Option, bis zu zehn Prozent der Studienplätze an Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, nach der Weiterbildung "bis zu zehn Jahre" hausärztlich in schlecht versorgten Regionen zu arbeiten.

- Die Quote ist eine von 41 Maßnahmen des Masterplans Medizinstudium 2020.

- Die Regelung ist ein Kompromiss: Anstelle einer umstrittenen verpflichtenden Quote hatten sich die Länder auf die "Öffnungsklausel" geeinigt.

Was steht noch im Masterplan? www.aerztezeitung.de/932853

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