Landprämie soll mehr Ärzte nach Sachsen locken

Knapp eine Million Euro wollen Kassen und KV ausgeben, um Ärzte zu einer Praxisgründung auf dem Land zu bewegen.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:

DRESDEN. Im Kampf darum, junge Ärzte in unterversorgte ländliche Gebiete zu holen, haben die KV und die Krankenkassen in Sachsen eine neue Initiative auf den Weg gebracht. Bis zu 100 000 Euro Investitionszuschüsse soll es geben, wenn ein Arzt eine Praxis in unterversorgten Regionen gründet oder übernimmt. Außerdem erhalten Ärzte, die bereits in Problemregionen tätig sind, Zuschüsse für den Mehraufwand, kündigten die KV Sachsen und Krankenkassen in einer gemeinsamen Erklärung an. Kassen und KV stellen gemeinsam rund eine Million Euro bereit. Ein ähnliches Förderprogramm lief Ende vorigen Jahres ersatzlos aus, damals hatte sich noch der Freistaat finanziell beteiligt.

Als größte Krankenkasse in Sachsen schießt die AOK Plus am meisten Geld in das Programm. "Wir hoffen, dass mit diesen großzügigen Zusagen genug junge Ärzte motiviert werden, sich dort niederzulassen, wo sie dringend gebraucht werden", so Rolf Steinbronn, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus.

Bei der KV Sachsen wird die Initiative als "sehr wichtiger Schritt" gesehen, dem aber weitere folgen müssten, so Sprecher Dr. Ingo Mohn. Er erklärte, dass der Freistaat mit dem neuen Förderprogramm Beispiel für andere Länder sein könnte. Man habe bereits Wegweisendes geleistet, als im Januar 2009 das Studienbeihilfe-Programm für Medizinstudenten auf den Weg gebracht wurde, sagt Mohn. KV, Kassen und das sächsische Sozialministerium beschlossen damals, bis zu 600 Euro pro Monat an Studenten zu zahlen, die sich im Gegenzug verpflichten, für mindestens vier Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region Sachsens zu arbeiten. Dr. Klaus Heckemann, Vorsitzender der KV Sachsen, erklärte: "Mit diesem Förderpaket setzen wir in Sachsen ein weiteres Signal, dass eine Niederlassung in diesen Gebieten attraktiv ist und Zukunft hat".

Die Förderung soll als einmaliger Zuschuss ausgezahlt werden, erklärte AOK Plus-Sprecherin Hannelore Strobel. So seien für drei Augenärzte, die im mittleren Erzgebirgskreis benötigt würden, jeweils 100 000 Euro vorgesehen. Im Kreis TorgauOschatz, wo neun Allgemeinmediziner gesucht werden, sollen 60 000 Euro pro Niederlassung gezahlt werden. In der mittelsächsischen Region Waldheim-Hartha können drei niederlassungswillige Hausärzte mit Fördergeldern rechnen. Ärzte, die schon in diesen strukturschwachen Regionen besonders viele Patienten zu versorgen haben, sollen einen Zuschlag zum Honorar erhalten.

Laut Strobel habe man in Sachsen gezeigt, dass es nichts bringe, auf den Sicherstellungsauftrag der KVen zu verweisen und als Kasse untätig zu bleiben. Ähnlich sieht es Silke Heinke, Leiterin des Verbandes der Ersatzkassen in Sachsen. "Wir wollen beim Thema Ärztemangel hier im Land vorankommen, auch wenn auf Bundesebene der Prozess für ein Regelwerk ins Stocken gerät. Die Lösung hat die Kompetenz vor Ort unter Beweis gestellt."

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen