Darmkrebs

Langsam ans Thema Vorsorge herantasten

Eine Wanderausstellung soll Besucher über Darmkrebs aufklären – und dazu ermutigen, zur Vorsorge zu gehen. Bei der Eröffnung in Mainz konnten die Anwesenden den Krebs sogar ertasten.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Begegnung mit Polyp und Karzinom im interaktiven Infoterminal der Wanderausstellung.

Begegnung mit Polyp und Karzinom im interaktiven Infoterminal der Wanderausstellung.

© Dennis Möbus

MAINZ. Der Infopoint der Wanderausstellung "Vermeiden statt leiden" zur Darmkrebsprävention bietet jede Menge interaktive Möglichkeiten, die Krankheit kennenzulernen. Doch was den Besuchern vor allem in Erinnerung bleiben dürfte, ist der Inhalt der beiden runden Öffnungen an der linken Seite. "Polyp" steht über der einen, "Karzinom" über der anderen. Steckt man die Hand durch die mit schwarzen Kunststoffstreifen gepolsterte Polypen-Öffnung, ertastet man im Innern einen runden, glatten, weichen Ball. In der rechten Öffnung lassen sich Spitzen und Zipfel erfühlen – ein Karzinom.

Die tastende Annäherung ans Thema Darmkrebs ist Teil einer Wanderausstellung, die gerade im Mainzer Landtag eröffnet wurde und die in den nächsten Monaten an zahlreichen Stellen im Land Station machen soll. "Der wichtigste Punkt war uns dabei, den Menschen zu zeigen, wie derb sich Krebs mitunter anfühlt", sagt Professor Jürgen F. Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung LebensBlicke, die die Aktion gemeinsam mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG) initiiert hat.

Die Ausstellung besteht neben dem von der Techniker Krankenkasse (TK) unterstützten Infoterminal mit Themenquiz auch aus neun großformatigen Tafeln mit Inhalten rund um die Vorsorgeuntersuchung. Wichtig ist den Veranstaltern, aufzuklären und zur Teilnahme an der Koloskopie zu motivieren. Denn Darmkrebs ist eine der häufigsten Tumorarten in Deutschland, fast 26.000 Menschen sterben jährlich daran.

Gingen mehr Menschen zur Vorsorge, so die Botschaft der Ausstellung, könnten mehr Leben gerettet werden. Doch Darmkrebs ist noch immer ein Tabu, oft steht Scham dem Weg zur Darmspiegelung entgegen.

"Es ist deshalb unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Menschen ausreichend Infos bekommen, um selbst entscheiden zu können, ob sie an einer Vorsorgeuntersuchung teilnehmen wollen. Mit der Ausstellung zeigen wir, wie einfach Darmkrebsvorsorge geht – und wie wichtig sie ist, um Leiden zu verhindern und Leben zu retten", sagte Sanitätsrat Dr. Günter Gerhardt, Vorsitzender der LZG, bei der Eröffnung. Er selbst habe bereits zwei Darmspiegelungen machen lassen – "und ich kann nur versichern, es tut gar nicht weh!"

Die Präventionskampagne richtet sich explizit auch an Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Als Partner konnte der türkischstämmige Gastroenterologe Dr. Mehmet Ali Göksu gewonnen werden. "Mit dieser Aktion ist die Prävention im Darm angekommen", sagte er.

Aus der Erfahrung seiner Praxis in Worms weiß Göksu, dass insbesondere Männer mit türkischem Migrationshintergrund Vorbehalte gegenüber der Darmspiegelung haben. Dabei sind Männer generell häufiger und oft auch früher von Darmkrebs betroffen als Frauen. "Die Zielgruppe Männer mit Migrationshintergrund müssen wir daher bei der Aufklärung besonders in den Blick nehmen, Tabus abbauen und den möglichen kulturellen Vorbehalten die lebenswichtigen Vorteile der Darmspiegelung entgegenhalten", so Göksu. Er will als Dolmetscher und Erklärer der Ausstellung fungieren; zudem gibt es Infomaterial auf Türkisch. In Zeiten der Flüchtlingsbewegung seien auch Informationen auf Arabisch sinnvoll und für die Zukunft auf jeden Fall eine Überlegung wert, sagte Birgit Kahl-Rüther, Sprecherin der LZG.

Gerhardt kritisierte das seit 1. April gültige neue Stuhltest-Verfahren zur Früherkennung von Darmkrebs, bei dem die Proben im Labor statt vom Arzt direkt getestet werden. "Wir müssen wirklich aufpassen, dass uns als Ärzten die Kompetenz da nicht verlorengeht", so der Allgemeinmediziner.

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