Universität

Medizin trifft Recht

Lange Zeit galt das Verhältnis von Ärzten und Juristen als gespannt. Das beginnt sich zu wandeln. Einer der Vorreiter ist die Universität Halle. Dort wird Ärzten und Vertretern aus anderen Gesundheitsberufen der Einstieg ins Recht ermöglicht.

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HALLE. Das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse trägt der Strafrechtsexperte Professor. Hans Lilie aus Halle bereits seit 2012, jüngst hinzugekommen ist die Ehrennadel der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, die auf eine enge und gute Zusammenarbeit schließen lässt.

Dürfen Alkoholiker von Lebertransplantationen ausgeschlossen werden? Muss ein Kind taub bleiben, wenn sich die Eltern gegen ein Cochlea-Implantat aussprechen? Medizin trifft Recht - und das zunehmend im medizinischen Alltag. Einer, der das schon recht früh erkannt hat, ist Hans Lilie, Gründungsprofessor für Straf- und Medizinrecht an der Hallenser Uni.

Bereits 2001 initiierte der heute 65-Jährige das interdisziplinäre wissenschaftliche Zentrum Medizin-Ethik-Recht, das seither einen ergänzenden, deutschlandweit einmaligen Masterstudiengang anbietet.

Über 400 Studenten aus allen Teilen der Republik haben das einjährige Studium bislang absolviert - Juristen, Mediziner, Theologen, Pflegewissenschaftler, Gerontologen. "Parallele Fächer verstehen, Horizonte erweitern, um die ureigensten Aufgaben besser gewachsen sein zu können", das waren und sind Lilies Ziele.

Kooperation statt Konfrontation

Konkret für Ärzte ginge es weniger um rechtliche Grenzen, als vielmehr um Hilfen im medizinischen Alltag. Wie sehr mag da den damaligen Dekan der Juristischen Fakultät der Brief des einstigen Landesärztekammerpräsidenten mit der Forderung, das Zentrum zu schließen, verblüfft haben. "Vergessen", sagt Lilie.

Aus Konfrontation wurde Kooperation, aus Dissens Konsens. Mit Dr. Simone Heinemann-Meerz, seit vier Jahren Präsidentin der Ärztekammer in Sachsen-Anhalt, geht der Jurist neue Wege.

So unterstützte er von Anfang an die Idee der Kammerpräsidentin, angehenden Ärzten im achten und neunten Semester fakultative Vorlesungen zu juristischen Themen anzubieten.

"Medizin trifft Recht" heißt die Vorlesungsreihe, die zugleich ein Fortbildungsangebot für alle praktizierenden Ärzte ist. Darüber hinaus ist Lilie gern gesehener Gast der gemeinsamen Fortbildungen von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung.

Ob es der Kammerpräsidentin mit seiner Unterstützung noch gelingt, dass die Vermittlung juristischer Grundstrukturen regulär ins Medizinstudium aufgenommen wird, bleibt abzuwarten. "Wir könnten den Studierenden damit den Start in das Berufsleben erleichtern", sagt Simone Heinemann-Meerz. (zie)

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 27.06.201509:15 Uhr

Die völlig unangemessene "Verrechtlichung" von Medizin und anderen Lebensbereichen nimmt zu!

nicht ab.

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