Standort Deutschland

Mehr Anreize für Forscher nötig

19.000 Ärzte haben in den vergangenen zehn Jahren das Land verlassen. Um die Exzellenz zurückzuholen, muss der Forschungsstandort Deutschland attraktiver werden - und Anreize bieten.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
"Kooperation über Grenzen hinweg ist in Zukunft unverzichtbar": EKFS-Vorstandsmitglied Dr. Susanne Schultz-Hector.

"Kooperation über Grenzen hinweg ist in Zukunft unverzichtbar": EKFS-Vorstandsmitglied Dr. Susanne Schultz-Hector.

© EKFS

FRANKFURT/MAIN. Der Wettbewerb um die besten Köpfe findet keinesfalls nur national, sondern schon lange global statt.

Um den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken und exzellente Mediziner an deutsche Universitätskliniken zurückzuholen, sind daher Anreize nötig, meint Dr. Susanne Schultz-Hector, Vorstandsmitglied der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS).

Bereits 2013 hat die Stiftung daher gemeinsam mit der German Scholars Organization (GSO) eine Förderinitiative ins Leben gerufen, die deutsche Universitäten bei der Berufung medizinischer Spitzenforscher aus dem Ausland unterstützen soll. Die EKFS stellt dafür eine Summe von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung; die Berufung eines Mediziners kann mit bis zu 250.000 Euro gefördert werden.

Am Montagabend wurden die ersten fünf geförderten Wissenschaftler vorgestellt.Die Förderung richte sich vor allem an "ganz junge Forscher, die noch am Anfang der Selbstständigkeit stehen", sowie "erfahrene Forscher, die dann vielleicht in kein anderes Förderprogramm reinpassen", betonte Schulz-Hector bei der Vorstellung.

Die Wissenschaftler sollen ihr im Ausland erworbenes Wissen als "Brückenbauer" zwischen Forschung und Klinik einsetzen und damit den Fortschritt der klinisch orientierten Forschung fördern.

"Die Wissenschaft braucht kluge originelle Köpfe", betonte Schultz-Hector. Vor allem die Medizin müsse zunehmend vernetzt arbeiten, da Fälle immer komplexer würden. "Die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ist unverzichtbar."

"In Deutschland liegt einiges im Argen"

Die Rückkehrer aus dem Ausland bringen dabei neuen Input in die deutsche Wissenschaftslandschaft. "In Deutschland liegt einiges im Argen in der Ausbildung. So muss etwa jeder selber sehen, wie er Facharzt wird", kritisiert Professor Oliver Muensterer.

Nach sieben Jahren Forschung in New York weiß er: "In den USA steckt wesentlich mehr Struktur in der Ausbildung." Diesen Input aus Amerika wolle er nun in Mainz für den deutschen Nachwuchs einsetzen. Ein erstes Projekt etwa sei die Etablierung eines Forschungsassistenten, der sechs bis zwölf Monate für das Verfassen der Promotion freigestellt werden könnte.

"Dieses Nebenbei-Arbeiten, wie es während des Verfassens der Promotion oft üblich ist, ist wenig zielführend."

Muensterer will seine Expertise in minimalinvasiver Chirurgie in der Mainzer Kinderchirurgie weiter ausbauen, darüber hinaus forscht er an einer In-vitro-Mikroskopie, die er in den USA entdeckt habe und die es ermögliche, im lebenden Gewebe zu mikroskopieren.

"Sie hat das Potenzial, die Chirurgie zu revolutionieren", meint der 46-Jährige. "Die Bedeutung für die Krebsforschung und -behandlung ist noch nicht abzusehen."

Jüngster Forscher ist 33 Jahre alt

Neben ihm gehören auch Professor Hendrik Streeck (38), der als AIDS-Forscher seit 2006 in den USA - unter anderem als Chef der Immunologie am US Military Research Program - tätig war, sowie Professor Christian Schulze, Experte für die Therapie bei Herzinsuffizienz, dem ersten Förderjahrgang an.

Der 43-jährige gebürtige Sachse hatte Deutschland 2001 verlassen und sich zuletzt an der Columbia University in New York verdient gemacht; ab kommendem Wintersemester hat er den Lehrstuhl für Kardiologie an der Uniklinik Jena inne.

Jüngster Forscher der Runde ist Neurophysiologe Professor Dennis Kätzel: Der 33-Jährige, der zuletzt in Oxford tätig war, widmet sich der Schizophrenie, wobei er auf die innovative Methode der Optogenetik setzt.

Ebenfalls auf das Hirn konzentriert sich die Neurologin und Neuroonkologin Professor Ghazaleh Tabatabai (41). Sie ist die erste Rückkehrerin, die im Rahmen der Initiative gefördert wurde: Seit Mai 2014 leitet sie bereits die interdisziplinäre Sektion für Neuroonkologie am Uniklinikum Tübingen.

Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Entwicklung zielgerichteter Therapien gegen Hirntumore.Ob Tabatabai auch ohne den Anreiz der Stiftung nach Deutschland gekommen wäre, dazu hat sie eine klare Meinung: "Nein. Ich wäre in der Schweiz geblieben."

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