Sachsen

Mehr Arbeitsunfähige, weniger Therapeuten

In Sachsen werden immer mehr Arbeitnehmer ausfallen, weil es an Psychotherapeuten fehlt, prognostiziert eine Expertin. Jetzt sind vor allem die Arbeitgeber gefragt.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Gespräch mit einem Psychotherapeuten. Darauf müssen Betroffene in Sachsen oft fünf Monate warten.

Gespräch mit einem Psychotherapeuten. Darauf müssen Betroffene in Sachsen oft fünf Monate warten.

© Klaus Rose

LEIPZIG. Zu wenig Psychotherapeuten in Sachsen sind die Ursache dafür, dass im Freistaat künftig mehr Arbeitnehmer vorübergehend oder dauerhaft arbeitsunfähig sein werden. Diese Entwicklung skizzierte Dr. Annett Rosner am vergangenen Donnerstag beim Leipziger Forum für Gesundheitswirtschaft.

Rosner ist Fachärztin für Arbeitsmedizin und bei der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland unter anderem zuständig für das Thema "Frühintervention zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit".

Wie auch bundesweit wachse in Sachsen der Bedarf für psychotherapeutische Hilfe - nur gebe es viel weniger Psychotherapeuten als in anderen Landstrichen. "20 Wochen bis zum psychotherapeutischen Erstgespräch sind in vielen Landkreisen die Regel", sagte Rosner.

Dadurch steige die Gefahr von Ausfallzeiten und Erwerbsunfähigkeit. Medizinische Rehabilitationen wie Kuren liegen in der Zuständigkeit der Rentenversicherung. Denn dieser wird im Sozialgesetzbuch unter anderem die Aufgabe zugeschrieben, die Arbeitsfähigkeit von Beitragszahlern durch medizinische Leistungen sicherzustellen.

Für die Rentenversicherung in Mitteldeutschland besonders relevant ist dabei der demografische Wandel. Ein im Vergleich zu anderen Regionen stärker steigendes Durchschnittsalter lässt mehr Arbeitnehmer erwarten, die eine Rehabilitation benötigen.

Das bedeutet Kostendruck, dem die Versicherung vor allem mit einer Priorisierung ambulanter Rehabilitationen begegnet.

Der Trend: Die Zahl der stationären Rehabilitationen wird nicht steigen, die der ambulanten um so mehr. Ein Drittel der Kosten würde bei einer nicht-stationären Behandlung gespart, rechnete Rosner vor.

In Prävention nicht nur die Kosten sehen

Die Vergleichszahlen von 1993 und 2010 wiesen dabei auch eine deutliche Richtung: Demnach verdoppelten sich die Fälle psychotherapeutischer Behandlungen, dagegen hätten sich Reha-Maßnahmen für Patienten mit Skelett-, Muskel- sowie Herz- und Kreislauferkrankungen halbiert.

Rosner plädierte dafür, dem wachsenden Bedarf an medizinischen Rehabilitationen durch mehr Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz vorzubeugen. Das Motto müsse sein: "Rehabilitation geht vor Erwerbsunfähigkeitsrente. Und Prävention geht vor Rehabilitation."

Als Beispiel nannte sie das Projekt "Frühintervention zum Erhalt der Erwerbsfähigkeit" (FEE), das von der Rentenversicherung Mitteldeutschland zurzeit evaluiert wird.

Bei der FEE werden Arbeitnehmer eine Woche in einer Klinik behandelt, danach beginnt eine dreimonatige ambulante Trainingsphase.

Die Rentenversicherung kooperiert dabei mit der Medica Klinik in Leipzig. Deren Geschäftsführer Martin Jonas ist gleichzeitig Vorstand des Vereins zur Förderung der Gesundheitswirtschaft in Leipzig.

Jonas erklärte, dass es schwer sei, Arbeitgeber davon zu überzeugen, ihren Angestellten auch nur eine Woche zur Teilnahme an der FEE freizugeben. Der Blick von Unternehmen auf das Thema sei eingeengt.

"Die meisten setzen auf Verhaltensprävention", sagte Jonas, "im Allgemeinen sind das dann Gesundheitstage, bei denen gesunde Ernährung und Sport thematisiert werden. Wirkung erzielt das kaum."

Wichtig sei, so Jonas, dass auch Arbeitgeber in der betrieblichen Gesundheitsprävention keinen Kostenfaktor sehen, sondern eine Möglichkeit zur Erhöhung der Produktivität.

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