Mehr Schulungen für Hausärzte in Sachen Rheuma

Die Versorgung Rheumakranker hat sich laut Rheuma-Liga in den vergangenen Jahren bundesweit stark verschlechtert. Ein Aktionsprogramm soll helfen.

Veröffentlicht:

BONN (ric). "Die fachärztliche Versorgungssituation lässt deutlich zu wünschen übrig", kritisiert Professor Erika Gromnica-Ihle, Rheumatologin und Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. Erhielten 1994 noch rund 16 Prozent aller Rheumakranken eine stationäre medizinische Reha, waren es 2007 nur noch fünf Prozent. Mit dem neu aufgelegten Aktionsplan 2009 will die Selbsthilfeorganisation, die nach eigenen Angaben rund 250 000 Betroffene vertritt, die Situation verbessern.

"Im Schnitt dauert es derzeit mehr als ein Jahr, bis Patienten, die an rheumatoider Arthritis leiden, einem internistischen Rheumatologen vorgestellt werden", so Gromnica-Ihle auf einer Veranstaltung der Organisation in Bonn. Betroffen seien bundesweit 440 000 Patienten. Dies liege zum einen an der fehlenden Zahl an Fachärzten: "Wir bräuchten eigentlich doppelt so viele Rheumatologen, wie wir derzeit haben." Zum anderen seien die Hausärzte oft nicht ausreichend geschult, um das Krankheitsbild zu erkennen - dadurch gehe wertvolle Zeit verloren. "Eine Remission der Krankheit kann nur erreicht werden, wenn die Patienten innerhalb von drei Monaten nach Einsetzen der Beschwerden eine medikamentöse Therapie erhalten." Frühsprechstunden und spezielle Schulungen für Hausärzte seien daher wichtige Initiativen.

Um die Negativentwicklung aufzuhalten, fordert die Rheuma-Liga weitere Maßnahmen: kurzfristige Sonderbedarfszulassungen für die Rheumatologie, langfristig wäre sogar eine eigene Zulassung für internistische Rheumatologen denkbar. Um den Nachwuchs zu sichern, sollten weitere Lehrstühle für Rheumatologie eingerichtet werden, auch müsse das Studium praxisnäher werden. Ein Projekt dazu ist jetzt an der Uni Düsseldorf angelaufen.

Auch die Vergütung für Rheumatologen müsse überdacht werden. "In Nordrhein-Westfalen gibt es zum Beispiel nur 30 Euro für ein Gespräch mit einem chronisch Kranken, das ist im Bundesvergleich eher niedrig", so Helmut Franck, niedergelassener Rheumatologe aus Bonn. Das Patientenaufkommen sei kaum noch zu steuern, seitdem in Köln mehrere Rheumatologen dicht gemacht hätten oder ins Ausland gegangen seien. "Wir könnten rund um die Uhr arbeiten." Sein Kollege Matthias Seidel von der Rheumatologischen Ambulanz der Uniklinik Bonn bestätigt das. "Wir brauchen dringend eine neue Bedarfsermittlung der rheumatologischen Grund- und Notfallversorgung."

Bundesweit gibt es nach Angaben der Selbsthilfeorganisation rund neun Millionen behandlungsbedürftige Rheumatiker, davon 15 000 Kinder und Jugendliche.

www.rheuma-liga.de

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung