Globaler Schutz

Merkel will nach Ebola-Epidemie WHO-Reform

In der Ebola-Krise hat die WHO versagt. Nun werden Konsequenzen gefordert. Angela Merkel regt einen Plan zum Katastrophenschutz an. WHO-Chefin Margaret Chan fordert Millionen für einen Notfonds.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während ihrer Rede auf der 68. Weltgesundheitsversammlung in Genf.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während ihrer Rede auf der 68. Weltgesundheitsversammlung in Genf.

© Jean-Christophe Bott / epa / dpa

GENF. Nach der Ebola-Krise mit mehr als 11.000 Toten hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Reform der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgesprochen.

Deren Fähigkeit zur Krisenreaktion auf den Ausbruch gefährlicher Krankheitserreger müsse deutlich verstärkt werden, erklärte Merkel (CDU) am Montag bei der Eröffnung der diesjährigen Weltgesundheitsversammlung.

Nötig sei ein globaler Plan für den Katastrophenschutz. WHO-Generaldirektorin Margaret Chan versprach „fundamentale Veränderungen, mit denen die WHO die Lage versetz wird, ihren Job anständig zu erledigen“.

An den mehrtägigen Beratungen des höchsten WHO-Beschlussorgans nehmen Politiker und Wissenschaftler aus 194 Mitgliedstaaten teil. Merkel sagte, es gebe zwar inzwischen Erfolge im Kampf gegen Ebola.

Sie verwies darauf, dass Liberia für ebolafrei erklärt werden konnte. „Aber eigentlich gewonnen ist der Kampf doch erst, wenn wir für die nächste Krise gerüstet sind.“

WHO „überwältigt“

Margaret Chan räumte ein, die WHO sei im vergangenen Jahr von der Ebola-Epidemie in Liberia, Guinea und Sierra Leone „überwältigt“ worden.

Dies gelte aber auch für andere Organisationen und viele Staaten. „Die Welt war ungenügend vorbereitet auf einen so weit verbreiteten, so schweren, lange anhaltenden und komplexen Ausbruch.“

Die Anforderungen an die WHO seien mehr als zehnmal umfangreicher gewesen, als jemals zuvor in einer Notlage während ihrer 70-jährigen Geschichte. Zu den Konsequenzen gehört laut Chan, dass ein Krisenreaktionsfonds eingerichtet wird, aus dem Sofortmaßnahmen bei erneuten Ausbrüchen gefährlicher Erreger finanziert werden können.

Der Fonds soll über 100 Millionen Dollar (87 Millionen Euro) verfügen, die von den WHO-Mitgliedsländern auf freiwilliger Basis eingezahlt werden.

Sie werde ein einheitliches und effektives WHO-Programm zur Reaktion auf Erregerausbrüche auf die Beine stellen, versprach Chan. „Ich möchte nie wieder erleben, dass diese Organisation mit einer Situation konfrontiert ist, für deren Bewältigung sie nicht vorbereitet, personell nicht stark genug, nicht ausreichend finanziert oder verwaltungstechnisch nicht aufgestellt ist.“

Ruf nach Krisenfonds

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte in Genf, Deutschland unterstütze Reformen, mit denen die WHO in die Lage versetzt wird, „bei Bedarf schnell Fachleute zum Ausbruchgeschehen zu schicken und die Hilfskräfte vor Ort zu koordinieren“.

Dafür sei ein Krisenfonds mit den erforderlichen finanziellen Mittel nötig. Merkel sagte, Deutschland habe es sich zur Aufgabe gemacht, in diesem Jahr seiner G7-Präsidentschaft neben dem Kampf gegen Ebola auch Bemühungen zur Eindämmung der vernachlässigten und zumeist armutsbedingten Tropenkrankheiten zu unterstützen.

Es sei nicht hinnehmbar, dass 1,4 Milliarden Menschen an solchen Krankheiten leiden, obwohl sie mit einfachen Mitteln geheilt werden könnten. Die Globalisierung verstärke die gegenseitige Abhängigkeit im Gesundheitsbereich, sagte die Kanzlerin.

Das Menschenrecht auf Gesundheit sei nur durchsetzbar, „wenn in allen Ländern der Erde ein nachhaltiges Gesundheitssystem besteht oder entsteht“. Für den Aufbau von Gesundheitssystemen in armen Ländern werde die Bundesrepublik 200 Millionen Euro bereitstellen, davon allein 70 Millionen für Liberia.

Ein wichtiges Anliegen der deutschen G7-Präsidentschaft seien auch Maßnahmen gegen die zunehmende Antibiotika-Resistenz.

Jedes Jahr sterben laut WHO etwa 700.000 Menschen als Folge einer Antibiotika-Resistenz. Bei dem Genfer Treffen soll ein Globaler Aktionsplan zur Eindämmung von Resistenzen beschlossen werden. (dpa)

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