Nachholbedarf

Migranten profitieren weniger von Reha

Forscher plädieren für mehr Offenheit von Reha-Einrichtungen für Menschen mit Migrationshintergrund.

Veröffentlicht:

BERLIN. Bei der medizinischen Rehabilitation sollten bestehende Zugangsbarrieren für Menschen mit Migrationshintergrund abgebaut werden. Die Versorgungsforscher Oliver Razum (Uni Bielefeld) und Patrick Brzoska (TU Chemnitz) plädieren dafür, dass Reha-Einrichtungen die unterschiedlichen Bedürfnisse und Versorgungserwartungen der Patienten mehr "als Chance statt als Hindernis" ansehen.

 Nach Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) geben 4,9 Prozent der Befragten an, im zurückliegenden Jahr eine Reha in Anspruch genommen zu haben. Bei Menschen mit Migrationshintergrund waren es drei Prozent. Dieser Unterschied lasse sich nicht allein mit unterschiedlichen demografischen und sozioökonomischen Merkmalen erklären, betonen die Autoren in einem Papier für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung.

Laut einer Rehabilitandenbefragung der Deutschen Rentenversicherung zeigen sich sechs Wochen nach dem Reha-Aufenthalt 77 Prozent aller deutschen Staatsangehörigen mit der Reha zufrieden. Bei ausländischen Reha-Teilnehmern lag diese Quote bei 70 Prozent, bei Versicherten türkischer Staatsangehörigkeit sogar nur bei 58 Prozent.

Auch "objektive" Outcome-Ergebnisse wie das Risiko, nach der Reha erwerbsgemindert zu sein, ist bei Versicherten ohne deutschen Pass höher. Viele Versorgungseinrichtungen seien auf diese Patientengruppe nicht ausreichend eingestellt.

Das gelte etwa für Krankheitsvorstellungen oder den Wunsch, an Gruppentherapien nur mit Personen gleichen Geschlechts teilzunehmen, schreiben die Autoren.In Deutschland fehle es überwiegend noch an einem "strukturierten Umgang mit Vielfalt" in Versorgungseinrichtungen, einem sogenannten "Diversity Management".

 Als eine Möglichkeit, die Reha-Versorgung zu flexibilisieren sehen die Wissenschaftler beispielsweise die ambulante Reha an. Gleiches gelte für Konzepte der mobilen Reha, die als aufsuchendes Angebot im häuslichen Umfeld angeboten werden könnte.Alle diese Angebote sollten vor ihrem Einsatz in der Regelversorgung durch Evaluationsstudien auf Wirksamkeit und Kosteneffizienz hin überprüft werden. (fst)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Diabetes und Depression

Duale Reha: „Ein Diabetes kann vielfältige Ängste auslösen“

Zwei Diagnosen in einer Reha

Diabetes kommt selten allein

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung