Neue MVZ-Regeln - Schutz vor Kapitalisten

Neue Versorgungszentren dürfen nicht mehr als Aktiengesellschaften gegründet werden. Angeblich ist dies ein Risiko für ärztliche Unabhängigkeit.

Veröffentlicht:
Ärzte im MVZ: Neue Regeln am dem neuen Jahr.

Ärzte im MVZ: Neue Regeln am dem neuen Jahr.

© Klaro

BERLIN (ami/HL). Die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) wird künftig eingeschränkt. Zum einen wird vorgeschrieben, dass der ärztliche Leiter selbst im MVZ als angestellter oder Vertragsarzt tätig sein muss und in medizinischen Fragen keinen Weisungen unterliegen darf.

Ferner wird der Betrieb in Form einer Aktiengesellschaft untersagt. Erlaubt sind nur noch Personengesellschaften, die GmbH, die Genossenschaft - und nichtärztliche Dialysezentren.

Begründet hat der Gesetzgeber diese Einschränkungen mit Erfahrungen der letzten Jahre, wonach MVZ besonders in den kapitalintensiven Bereichen wie Labormedizin oder der operierenden Augenheilkunde immer häufiger von Investoren gegründet worden sind, die keinen fachlichen Bezug zur medizinischen Versorgung haben. Sie verfolgten allein Kapitalinteressen, vor allem die Vermögensvermehrung.

Vertragsärzte hinter fast jedem zweiten MVZ

Die Bundesregierung konnte dazu allerdings auf Parlamentarische Anfragen keine befriedigenden Antworten geben. Unklar bleibt auch, warum nach wie vor Krankenhäuser in der Rechtsform der Aktiengesellschaft betrieben werden können und ihrerseits Träger von Versorgungszentren sein dürfen.

Die offenkundige Präferenz des Gesetzgebers für MVZ in der Trägerschaft von Vertragsärzten wird der Struktur, die sich inzwischen herausgebildet hat, nicht gerecht. Insgesamt 1654 MVZ zählte die KBV zum Jahresbeginn 2011.

Sie beschäftigten 8610 Ärzte, davon 7278 als Angestellte. Vertragsärzte stellen nach wie vor den größten Teil der MVZ-Träger (43,3 Prozent). 36,7 Prozent gehörten zu Krankenhäusern.

Die KBV gibt an, dass zum Jahresbeginn 14,6 Prozent der MVZ in ländlichen Gemeinden angesiedelt waren, 39,1 Prozent in Ober- und Mittelzentren und 46,3 Prozent in so genannten Kernstädten.

Sie kommt mithin zu dem Ergebnis, dass sich die Mehrzahl der MVZ in städtischen Strukturen gründet. Dem widerspricht der Bundesverband der MVZ (BMVZ).

Etliche MVZ und Filialen auf dem Land

"Anders als die KBV nahe legt, werden mehr als zwei Fünftel der MVZ in ländlichen Gegenden gegründet", so BMVZ-Chef Dr. Bernd Köppl. Er verweist zudem darauf, dass auch MVZ in Großstädten wie Berlin das Umland mitversorgen.

MVZ im ländlichen Raum arbeiten häufiger mit Zweigstellen als in Großstädten. Im Bundesdurchschnitt haben 47 Prozent der MVZ Filialen, in ländlichen Regionen sind es 57,7 Prozent.

Das hat eine Umfrage des BMVZ im Sommer 2011 ergeben. Besonders hoch ist der Anteil der MVZ mit Filialen in Sachsen-Anhalt. Dort haben mehr als vier Fünftel aller MVZ mindestens zwei Betriebsstätten.

Der Anteil der MVZ in der Trägerschaft von Krankenhäusern ist der BMVZ-Umfrage zufolge in den östlichen Bundesländern deutlich höher als im Bundesschnitt.

Spitzenreiter sind Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen. Dort sind mehr als 60 Prozent der MVZ in der Hand von Kliniken.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“