Bedarfsplanung

Neun Sperrgebiete in Brandenburg

Brandenburg stellt die Bedarfsplanung neu auf. Gute Nachrichten für Fachärzte: sie erhalten zahlreiche Arztsitze mehr. Völlig anders sieht es jedoch bei den Hausärzten auf.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
"Gesperrt" für die Niederlassung sind nach dem neuen Bedarfsplan vor allem die großen Städte im Flächenland Brandenburg.

"Gesperrt" für die Niederlassung sind nach dem neuen Bedarfsplan vor allem die großen Städte im Flächenland Brandenburg.

© Flexmedia / Fotolia.com

BERLIN. In Brandenburg fehlen ab 1. Juli offiziell 45 Fachärzte und 184 Hausärzte. Die neue Bedarfsplanung führt damit zu einer Verschiebung des Bedarfs. Denn das sind zwar knapp 40 Fachärzte mehr, aber rund 60 Hausärzte weniger als nach der alten Planung.

Für Hausärzte weist der neue Plan neun Sperrzonen aus. Dazu zählen alle großen Städte in Brandenburg wie Potsdam, Cottbus und Frankfurt/Oder. Aber auch in manchen berlinfernen Mittelzentren wie Perleberg mit Umgebung kann sich nach dem neuen Plan kein Hausarzt mehr zusätzlich niederlassen.

Die niedrigsten hausärztlichen Versorgungsgrade weisen dagegen ausgerechnet zwei Planungsgebiete aus, die direkt an Berlin grenzen. Beinahe unterversorgt sind demnach Neuenhagen bei Berlin mit einem Versorgungsgrad von 74,8 Prozent und Ludwigsfelde mit 77,5 Prozent.

Der Sprecher der KV Brandenburg (KVBB), Ralf Herre, betonte, dass es sich bei dem Plan um eine "Momentaufnahme" handle. Die Situation könne sich schnell ändern.

"Das Alter der Ärzte ist dabei nicht berücksichtigt", sagte Herre. Der Vorteil des neuen Plans: "Auf alle Fälle ist im hausärztlichen Bereich jetzt eine detailliertere Steuerung möglich", sagte Herre.

Bedarf an Fachärzten gibt es vor allem in den drei südbrandenburgischen Planungsbezirken Elbe-Elster, Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz. Das "Sorgenkind" der KVBB ist Herre zufolge die Dermatologie.

Anreize für jungen Ärzte setzen

Für Hautärzte sind acht von 16 Planungsbereichen offen. Ausgewiesene Unterversorgung besteht in der Prignitz. Dort steht nur ein Dermatologe für mehr als 80.000 Einwohner zur Verfügung. Das ergibt einen Versorgungsgrad von 47,8 Prozent.

Den Bedarfsplan für Brandenburg haben die Krankenkassenverbände und die KVBB Mitte Juni verabschiedet. Er tritt zum 1. Juli in Kraft und ist für fünf Jahre ausgelegt. Basis sind die Bevölkerungszahlen von Ende 2011.

Bei neuen Rahmenbedingungen oder geänderten regionalen Besonderheiten kann er vorzeitig angepasst werden.

KVBB-Chef Dr. Hans-Joachim Helming betonte, dass ein Plan über fünf Jahre noch nicht einen einzigen Arzt schaffe. "Deshalb kommt es weiterhin darauf an, dass alle im Land Verantwortung Tragenden alles tun, um Anreize und günstige Voraussetzungen für die Ansiedlung junger Ärzte zu schaffen", so Helming.

Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost, verwies beispielhaft auf die gemeinsame finanzielle Unterstützung von Kassen und KVBB für Ärzte, die sich in Brandenburg niederlassen.

Es seien "aber auch alle anderen Akteure im Land, wie die Kommunen, aufgerufen, entsprechende Rahmenbedingungen für Ärzte und deren Familien zu verbessern", so Möhlmann.

Die für die Niederlassungsförderung definierten Gebiete muss der Landesausschuss demnächst an den neuen Bedarfsplan anpassen. Dabei soll auch das Alter der Ärzte berücksichtigt werden.

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