Beamtenbund

Organspende gehört nicht ins Bürgerbüro!

Die Organspende soll gestärkt werden - durch mehr Aufklärung auch in Deutschlands Bürgerämtern. Doch Beamtenbund und Patientenschützer haben Zweifel, ob das gelingt.

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Der Beamtenbund weist darauf hin, dass Mitarbeiter in Bürgerbüros nicht für Aufklärungsgespräche in Sachen Organspende geschult sind.

Der Beamtenbund weist darauf hin, dass Mitarbeiter in Bürgerbüros nicht für Aufklärungsgespräche in Sachen Organspende geschult sind.

© Porphrin-Joe / stock.adobe.com

Berlin. Der Deutsche Beamtenbund (dbb) ist nicht überzeugt davon, dass die Bürgerämter in Deutschland der Organspende den erwünschten Schub geben können. „Auch ohne zusätzliche Aufgaben ist die Arbeitsbelastung in den Bürgerämtern – vor allem in den großen Städten – enorm“, sagte der dbb-Chef Ulrich Silberbach gegenüber dpa.

Nach der am Donnerstag beschlossenen moderaten Reform der Organspende sollen künftig alle Bürger mindestens alle zehn Jahre direkt auf das Thema Organspende angesprochen werden. Wer einen Personalausweis beantragt, ihn verlängert oder sich einen Pass besorgt, soll Material dazu bekommen. Schon auf dem Bürgeramt soll man sich mit Ja oder Nein in ein geplantes zentrales Online-Register eintragen können. Auch in Ausländerbehörden soll es so umgesetzt werden.

Silberbach mahnte: „Wir haben doch jetzt schon zum Teil wochen-, manchmal monatelange Wartezeiten.“ Eine einfache Abfrage oder die Übergabe einer Broschüre könnte man sicher organisieren. Er frage sich jedoch: „Aber ist der Sache damit geholfen?“ Die Organspende sei ein sehr persönliches und sensibles Thema, so der dbb-Vorsitzende. „Für Beratungsgespräche jedenfalls sind die Kolleginnen und Kollegen in den Bürgerämtern weder geschult noch personell aufgestellt.“ Eine Beratung in den Ämtern ist durch die Reform allerdings auch nicht vorgesehen.

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht durch die beschlossene Entscheidungsregelung einen Erfolg hin zu mehr Spenderorganen noch nicht als ausgemacht an. Sie könne nur der Anfang sein, das Organspendesystem in Deutschland zu verbessern, sagte Vorstand Eugen Brysch gegenüber dpa. „Denn die Informationspolitik muss sich grundsätzlich ändern.“ Schließlich hätten Werbung und Marketing in den letzten Jahren nichts gebracht. (dpa)

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Kommentare
Dr. Stefan Graf 30.01.202004:40 Uhr

DIe Beratung im Bürgerbüro war doch ohnehin nie vorgesehen - also gibt es keine Mehrbelastung. Die Beratung kann nur durch Ärzte erfolgen, aber das gilt doch für die Widerspruchslösung in völlig gleicher Weise. Insofern kann ich diesen Beitrag nicht nachvollziehen. Die Notwendigkeit einer besseren Aufklärung durch Fachpersonal gilt doch für die Widerspruchslösung in gleicher Weise. Man kann von jedem erwachsenen Menschen nach entsprechender Aufklärung eine Entscheidung verlangen. Aber ich halte es für fairer, jede(n) aufzufordern, sich aktiv dafür oder dagegen zu entscheiden anstatt ihn/sie erst einmal passiv, also ohne dessen Zutun, zum Organspender zu machen. Zudem haben die Erfahrugen in Ländern mit Widerspruchslösung gezeigt, dass das Hauptproblem nicht in der Spendenbereitschaft, sondern in mangelden Organisationsstrukturen liegt.

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