PKV sieht sich durch Ärzte-Umfrage bestätigt

Im Streit um die GOÄ-Reform glaubt die PKV die Ärzte hinter sich. Diese seien für eine Öffnungsklausel, so eine Umfrage. Nach Ansicht der Bundesärztekammer handelt es sich um eine "bestellte Untersuchung".

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:

BERLIN. Die PKV sieht sich im Streit um die GOÄ-Reform im Aufwind. Ihrer Ansicht nach hat sie sogar mit der Forderung nach einer Öffnungsklausel die Mehrzahl der Ärzte hinter sich. Das belegt eine von der PKV in Auftrag gegebene EMNID-Umfrage unter 200 Ärzten.

Der Umfrage zufolge sprechen sich 57 Prozent der Ärzte für eine Öffnungsklausel aus. "Die Ärztebasis denkt offenkundig völlig anders über eine Öffnungsklausel als die Ärztefunktionäre", sagte PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach der "Ärzte Zeitung". Das belegten die "extrem hohen Zustimmungsraten" der befragten Ärzte für die von der PKV geforderten Selektivverträge.

Auf die Frage, ob die Ärzte bereit wären, in Zukunft "konkrete Qualitätsstandards mit den privaten Krankenversicherungen vertraglich" zu vereinbaren, antworteten knapp 70 Prozent zustimmend. Dagegen wären etwa 30 Prozent nicht dazu bereit.

Eine weitere Frage bezog sich direkt auf die Öffnungsklausel. "Da die staatliche Gebührenordnung kaum Abweichungen zulässt, können Verträge zwischen den Ärzten und der privaten Krankenversicherung nur durch sogenannte Öffnungsklauseln ermöglicht werden", heißt es in der Umfrage.

57 Prozent der befragten Ärzte waren den Umfrageergebnissen zufolge dafür, dass künftig eine Öffnungsklausel solche Selektivverträge ermöglicht. Davon waren 61 Prozent der Befragten jünger als 50 Jahre. Offenbar könnten sich zudem knapp 80 Prozent der Befragten Verträge über Arzneimittelberatungen mit der PKV vorstellen.

Die Bundesärztekammer (BÄK) kritisierte die Umfrage als "bestellte Untersuchung". "Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus", sagte BÄK-Vize Frank-Ulrich Montgomery der "Ärzte Zeitung". Die Fragen seien "falsch gestellt" worden. Denn es werde nicht klar, dass es sich bei den geforderten Selektivverträgen zwischen Ärzten und PKV um "Dumping-Verträge" handle.

Darüber hinaus sei die Umfrage nicht repräsentativ, da die Datenbasis "sehr schmal" sei. Die meisten Ärzte wollten - genau wie die BÄK -die Öffnungsklausel verhindern. "Das ist das letzte Gefecht der PKV" so Montgomery. Diese habe nicht "begriffen", dass die Öffnungklausel nicht kommen werde.

Auch CDU-Politiker Rolf Koschorrek erteilte der Öffnungsklausel eine Absage. Es widerspreche dem Wesen der PKV, die eine eindeutige Vertragsbeziehung zu ihren Versicherten habe (wir berichteten).

Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, nannte die PKV-Umfrage „einen durchschaubaren Schachzug der PKV, mit dem Versuch, die Ärzteschaft zu spalten“. Damit solle der Eindruck erzeugt werden, die Mehrheit der Ärzteschaft sei dazu bereit, sich auf freie Preisverhandlungen mit der PKV jenseits der GOÄ einzulassen. „Dieser Eindruck ist jedoch nicht richtig“, so Windhorst.

Durch Preisverhandlungen jenseits der GOÄ sei ein Preisdiktat durch die Krankenversicherungen gegenüber den einzelnen Ärzten vorprogrammiert. Und damit sei die Aufrechterhaltung der Versorgungsqualität für die Patienten gefährdet, warnte der Kammerpräsident. Die GOÄ sei besonders in der sprechenden, zuwendungsintensiven Medizin „veraltet und unterbewertet“.

Die „unbefriedigende Situation“ ließe sich allerdings durch eine Öffnungsklausel nicht „heilen“. „Statt dessen braucht es dringend die von Bundesgesundheitsminister Rösler zugesagte Novellierung der GOÄ auf Basis des Vorschlags der Bundesärztekammer“, forderte Windhorst.

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Kommentare
Dr. Erhard Eberl 10.02.201121:37 Uhr

Merkwürdige Behauptungen des Bundesärztekammervereins sind das,

denn seit 1979 bin ich Mitglied der Ärztekammer Niedersachsen. Ich kann mich in diesen vielen Jahren nicht erinnern, jemals zu einem Sachverhalt nach meiner Meinung gefragt worden zu sein. Und dass die Funktionäre nichts auf die Reihe bekommen kann man schon daran erkennen, wie alt die geltende GOÄ ist.

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