PKV spart ambulant

Die niedergelassenen Ärzte haben der Privaten Krankenversicherung (PKV) 2011 Geld gespart. Für die Behandlungskosten in der Arztpraxis gab die PKV im vergangenen Jahr weniger aus als 2010. Dafür kamen den Privatversicherern die Zahnärzte teurer zu stehen.

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Die Kosten der ambulanten Arztbehandlung sank für die PKV.

Die Kosten der ambulanten Arztbehandlung sank für die PKV.

© Reinhold Föger / fotolia.com

KÖLN (iss). Die Behandlung ihrer Versicherten bei niedergelassenen Ärzten hat die privaten Krankenversicherer (PKV) 2011 weniger gekostet als im Jahr zuvor.

Während die Versicherungsleistungen der Branche pro Versichertem ingesamt um 2,9 Prozent zunahmen, reduzierten sich die Aufwendungen für die ambulante Arztbehandlung um 0,9 Prozent. Das zeigt der PKV-Rechenschaftsbericht 2011.

Die stärksten Steigerungen gab es bei den Zahnleistungen, die um 7,3 Prozent zulegten. Für die stationäre Versorgung gab die PKV je Versicherten 6,5 Prozent mehr aus. Der Aufwand für ambulante Leistungen ging dagegen um 0,8 Prozent zurück.

Arznei-Ausgaben sanken

Teurer wurde die Versorgung hier nur bei der Heilpraktikerbehandlung (plus 5,1 Prozent) und den Heilmitteln (plus 0,6 Prozent).

Die Ausgaben für die Arzneimittelversorgung fielen um 2,2 Prozent. Hier schlägt sich auch nieder, dass die Unternehmen seit Anfang 2011 von den gesetzlich vorgegebenen Arzneimittelrabatten profitieren, die bis dato nur für die gesetzlichen Kassen galten.

Die von der Branche gegründete "Zentrale Stelle zur Abrechnung von Arzneimittelrabatten" hat 2011 nach Angaben des PKV-Verbands ein Rabattvolumen in Höhe von 130 Millionen Euro von den Pharmaherstellern angefordert.

Für Leistungen an ihre Kunden und die Schadenregulierung gaben die 43 Mitgliedsunternehmen des Verbands in der Kranken- und der Pflegeversicherung 22,8 Milliarden Euro aus - 3,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Mehr Beitragseinnahmen, mehr Vollversicherte

Die Beitragseinnahmen stiegen im selben Zeitraum um 4,3 Prozent auf 34,7 Milliarden Euro. Davon stammten 72,6 Prozent aus der Vollversicherung. Die Zahl der Vollversicherten nahm um 80.800 oder 0,9 Prozent auf 9,0 Millionen zu. Im Jahr 2010 hatte der Neuzugang 84.700 betragen.

Beim Verkauf von Zusatzpolicen verzeichnete die Branche einen Anstieg um 2,5 Prozent auf 22,5 Millionen. Beliebt sind nach wie vor Zahnzusatzversicherungen, die um 8,2 Prozent auf 13,2 Millionen zulegten. Starkes Wachstum gab es auch bei Pflegezusatzpolicen.

Die Zahl der Verträge stieg um 10,8 Prozent auf 1,9 Millionen. "Bezogen auf die Gesamtbevölkerung besteht hier aber noch immer ein großer Nachholbedarf", schreiben Verbandschef Reinhold Schulte und -direktor Dr. Volker Leienbach im Rechenschaftsberichts.

Ende 2011 summierten sich die Alterungsrückstellungen der PKV auf 170 Milliarden Euro, 7,6 Prozent mehr als 2010. Der Verkauf der Versicherungspolicen kostete die Branche 2,8 Milliarden Euro, ein Anstieg um 5,3 Prozent. Für die Verwaltung gaben die Unternehmen mit 860 Millionen Euro 5,5 Prozent mehr aus.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 22.06.201215:05 Uhr

Logische Seriosität vs. unseriöse Unlogik ?

Wenn seriöse Unternehmen der Privaten Krankenversicherung (PKV) in 2011 Geld gespart haben, weil sie für die ambulanten ärztlichen Behandlungskosten in den Arztpraxen weniger ausgeben mussten als im Jahr 2010, müssten logischer Weise die Monatsbeiträge für die ambulanten Arzttarife gesenkt werden. Bei gestiegenen Zahnarztrechnungen werden die Zahnbehandlungstarife doch auch gleichsinnig erhöht.

Das vor dem Hintergrund eines Plus bei den Alterungsrückstellungen, die Ende letzten Jahres auf 170 Milliarden Euro angestiegen sind. Bei 9 Millionen Vollversicherungen sind das rein rechnerisch 18.889 Euro je Versicherten, reduziert durch die Alterungsrückstellungen beim Teil- und Zusatzversicherungsgeschäft. Zum Vergleich: Ende 2010 lag die kapitalgedeckte Alterungsrückstellung der PKV bei 150 Milliarden Euro. 8,89 Millionen PKV-Kunden mit Vollversicherungen ergaben damals rein rechnerisch pro Kopf 16.900 €, anteilmäßig reduziert durch Teil- und Zusatzversicherungen.

Aber PKV-Verbandschef Reinhold Schulte und PKV-Direktor Dr. Volker Leienbach beugen den logisch-kalkulatorischen Preissenkungen bei den Tarifen für ambulante ärztliche Behandlungen schon mal vor, indem sie unlogisch-durchsichtige Ausweichmanöver starten. Zugegeben seien bisher zu viele Kürzungen und Leistungsverweigerungen u n t e r h a l b des GKV-Niveaus z. B. bei ambulanter Psychotherapie, Hilfsmitteln, häuslicher Krankenpflege und freiwilligen Leistungen (AHB, REHA, Exzellenzbehandlung etc.) erfolgt. Außerdem müsse man jetzt die neu vorgeschriebenen Unisextarife o h n e Benachteiligung weiblicher PKV-Versicherter bedienen. Im Klartext, die PKV-Versicherungen haben jahrelang durch einseitig restriktive Auslegung derart profitiert, dass sie jetzt selbst die Prämien in den Bereichen anheben müssen, in denen sie nachweislich Kosten sparen konnten.

Und wer denkt, diese Kritik an der PKV sei allein ''auf meinem Mist'' gewachsen, dem sei die fundamentale PKV-Kritik von Jens Flintrop auf "SEITE Eins" des heutigen Deutschen Ärzteblatt, Jg. 109 Heft 25 unter dem Titel "PRIVATE KRANKENVERSICHERUNG - Prügel von allen Seiten" zum Lesen anempfohlen. http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=127064

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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