PKV spart pro Versichertenkopf

Die Ausgaben der Privaten Krankenversicherung für ambulante Behandlung sind 2011 pro Kopf gesunken. Zu den Ursachen gibt es mehrere Theorien.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die PKV sieht keine Trendwende bei den Kosten der ambulanten Arztbehandlung.

Die PKV sieht keine Trendwende bei den Kosten der ambulanten Arztbehandlung.

© ferkelraggae / fotolia.com

KÖLN (iss). Die privaten Krankenversicherer (PKV) sehen bei den Kosten der ambulanten Arztbehandlung keine Anzeichen für eine Trendwende - obwohl die Pro-Kopf-Ausgaben in diesem Bereich im vergangenen Jahr leicht um 0,9 Prozent zurückgegangen sind.

In den Jahren 2000 bis 2010 seien die abgerechneten ambulanten Arztleistungen pro Versichertem um 38,9 Prozent gestiegen, sagt der Sprecher des PKV-Verbands Stefan Reker der "Ärzte Zeitung". "Dabei hat es in den einzelnen Jahren Ausreißer nach oben und jetzt auch einen nach unten gegeben."

Doch beides ändere nichts an der Langzeitentwicklung. "Übrigens dürfte auf Basis einer seit Jahren unveränderten GOÄ ja auch gar kein signifikanter Anstieg der Pro-Kopf-Ausgaben stattfinden", sagte Reker.

Während die Zahl der Privatversicherten von 2000 bis 2010 um 18,7 Prozent auf 8,9 Millionen gestiegen ist, nahmen die Ausgaben für die ambulante Arztbehandlung im selben Zeitraum um 65,5 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro zu.

Ein Zusammenhang mit der GKV?

Nach Einschätzung von Experten könnte die leichte Entlastung der PKV im vergangenen Jahr in Korrelation stehen mit der deutlichen Erhöhung der ambulanten Vergütung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

Während in der Vergangenheit die Ausgaben der Privaten immer dann besonders stark anstiegen, wenn es in der GKV spürbare Einschnitte für die Ärzte gab, könnten die Unternehmen jetzt den umgekehrten Effekt spüren, vermuten die Branchenkenner.

Es gibt eine weiteren Erklärungsversuch: Von den Versicherten, die durch Tod aus der PKV ausscheiden, hatten sehr viele Verträge ohne Selbstbeteiligung. Die jüngeren Jahrgänge wählen dagegen meist Tarife mit einem Selbstbehalt.

Das würde bedeuten, dass die Ausgaben für die private Arztbehandlung zwar weiter ansteigen, das aber nicht voll bei den Unternehmen ankommt.

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Kommentare
Carsten Windt 02.07.201211:47 Uhr

0,9% sind kein trend

Die Ursachen für das veränderte Ausgabenverhalten der PKV sind mit den vorgelegten Parametern nicht zu ermitteln. So fehlt offensichtlich in der Betrachtung die mögliche Veränderung vom 100%-Tarifen zu Selbstbehalttarifen. Hier besteht seit Jahren eine Entwicklung in Richtung hoher Eigenanteile. Für den Versicherten bedeutet dieses z.T. erhebliche Beitragsersparnisse und die PKV ist von Kleinrechnungen befreit.
Tatsächlich können nur Aussagen zu einzelnen Tarifen, nicht aber zu allen Tarifprogrammen gemacht werden.

Sehr geehrter Herr Dr. Schätzler,
ich verfolge mit Interesse ihre regelmäßigen Beiträge. Ich muss mich allerdings immer mehr über die wenig durchdachte und noch weniger fundierte Argumentation wundern. Die willkürlich zusammen gemischten Argumente mit ein paar Behauptungen ergeben jedenfalls keinen nachvollziehbarenn Standpunkt noch eine Basis für eine vernünftige Diskussion.

Dr. Thomas Georg Schätzler 30.06.201212:20 Uhr

Morbiditätssteigerungen durch den demografischen Faktor, ...

Weiterentwicklung von Medizintechnik, ärztlichem Know-How und gestiegenen Anspruchshaltungen der Patienten/-innen scheinen PKV-Verbandssprecher Stefan Reker völlig verborgen geblieben zu sein. Insbesondere vor dem Hintergrund der im letzten Rechnungsjahr 2011 gesunkenen ambulanten Arztkosten bei der PKV.

Wenn seriöse Unternehmen der Privaten Krankenversicherung in 2011 Geld gespart haben, weil sie für die ambulanten ärztlichen Behandlungskosten in den Arztpraxen weniger ausgeben mussten als im Jahr 2010, müssten logischer Weise die Monatsbeiträge für die ambulanten Arzttarife gesenkt werden. Zusätzlich gab es noch ein Plus bei den Alterungsrückstellungen, die Ende letzten Jahres auf 170 Milliarden Euro angestiegen sind. Bei 9 Millionen Vollversicherungen sind das rein rechnerisch 18.889 Euro je Versicherten, reduziert durch die Alterungsrückstellungen beim Teil- und Zusatzversicherungsgeschäft.

Subnormales Leistungsniveau bei der PKV unterhalb von GKV-Mindeststandards wurde selbst vom PKV-Verbandsvorsitzenden Reinhold Schulte auf der letzten PKV-Unternehmensversammlung in Berlin für spezielle Leistungsbereiche zugegeben. Das sind nicht nur ambulante Psychotherapie und Mängel im Hilfsmittelkatalog, sondern auch häusliche Krankenpflege, Betreuung erkrankter privat versicherter Kinder. Auch Originalmedikamente über GKV-Festpreisniveau bzw. Rabattvertrag werden nach Angaben meiner PKV-Patienten nur mit Murren oder gar nicht mehr übernommen.

Die PKV arbeitet mit immer schwachbrüstigeren Argumenten intensiv an ihrer Selbstdemontage, statt werbewirksam mit Preissenkungen und Kalkulationstransparenz verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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