Patientensteuerung
Pflegerats-Chefin Vogler: Brauchen teambasierte statt ärztezentrierte Primärversorgung
Klare Ansage beim Pflegetag in Berlin: Ein reines Primärarztsystem springe zu kurz, Gebot der Stunde sei eine Versorgung im Team – bestehend aus Hausärzten, Therapeuten und Pflege inklusive „pflegerischer Sprechstunden“.
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Pflegerats-Präsidentin Christine Vogler bei der Eröffnung des Pflegetags 2025 am Mittwoch in Berlin.
© Britta Pedersen/dpa
Berlin. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist die Rede von der Einführung eines verbindlichen Primärarztsystems. Aus Sicht von Pflegeverbänden springt der Ansatz aber zu kurz.
Nötig sei vielmehr der Übergang von einer „ärztezentrierten“ zu einer „teambasierten Primärversorgung“, sagte die Präsidentin des Deutschen Pflegerates (DPR), Christine Vogler zum Auftakt des Deutschen Pflegetages am Mittwoch in Berlin.
Zu einer „teambasierten Primärversorgung“ gehöre zwingend die Pflege, die zusammen mit Hausarztpraxen, Therapieberufen und Sozialberatung den „Erstkontakt für Patientinnen und Patienten“ bilde, so Vogler.
Quartiersbesuch durch spezialisierte Pflegekräfte
Ein solches Angebot umfasse Pflegesprechstunden, ein Übergangs- und Medikationsmanagement oder Quartiersbesuche durch speziell ausgebildete Pflegefachpersonen wie die Community Health Nurses (CHN).
Zankapfel Substitution
Pflegerats-Chefin: Arztzentriertes System aus der Zeit gefallen
Der Zugang zur Versorgung dürfe nicht länger auf eine Profession, die ärztliche, verengt bleiben, betonte die Ratschefin. „Das Vertrauen der Bevölkerung in das politische Versprechen eines sicheren bedarfsorientierten Zugangs für Jede und Jeden ist erschüttert. Wir müssen daher über die Form des Zugangs ins Gesundheitssystem sprechen.“
Zuspruch kam vom Vorstandsvorsitzenden der Krankenkasse BARMER, Professor Christoph Straub. „Um das politische Versprechen einer Versorgung unabhängig von Versichertenstatus, Einkommen und Wohnort neu mit Leben zu füllen, braucht es ein ‚Primärversorgungssystem‘, um die Patientenströme bedarfsgerecht zu steuern.“
Ohne die Unterstützung der Pflege und deren Aufwertung als Heilberuf gehe das nicht, sagte Straub, der selber lange Jahre als Krankenhausarzt tätig war.
BARMER-Chef Straub: Aufwertung als Heilberuf
Zudem brauche es perspektivisch eine sektorenübergreifende Bedarfsplanung, bei der die Profession Pflege mitgedacht und eingebunden sein, so der Kassenchef.
Ärztlichen Standesvertretern dürften ob der Forderungen die Ohren klingeln. So hatte der Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier, unlängst gegenüber der Ärzte Zeitung betont: „Pflege muss mehr dürfen. Ansonsten wird es schwierig, die Versorgung langfristig sicherzustellen.“
Entscheidend sei aber, so Beier, „dass nicht – wie so häufig in der Vergangenheit – einmal mehr neue Parallelstrukturen aufgebaut werden, sondern die Pflegekräfte ihre zusätzlichen Kompetenzen im Rahmen der bestehenden Strukturen einbringen können.“ Für die ambulante Versorgung bedeutet das, dass Pflegekräfte immer an ein Praxisteam angebunden sein müssten. (hom)




