HIV-Infektion

Positiver HIV-Test, dann sofort Therapie

Alle HIV-Infizierten sollten sofort behandelt werden, sobald ihre Infektion festgestellt worden ist. Dazu ruft die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" auf - und verweist auf neue Ergebnisse einer klinischen Studie. Bislang ist der Therapiebeginn abhängig vom Immunstatus der Betroffenen.

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VANCOUVER / BERLIN. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ruft angesichts neuer Erkenntnisse dazu auf, dass allen HIV-Infizierten gleich nach einem positiven Testergebnis eine Therapie angeboten wird.

Bei der Konferenz der "International AIDS Society" in Vancouver am Montag wurden die Ergebnisse der klinischen Studie "Strategic Timing of Antiretroviral Treatment" (START) vorgestellt (N Engl J Med 2015; online 20. Juli).

Sie zeigen, dass ein sofortiger Behandlungsbeginn mit antiretroviralen Medikamenten für alle Patienten sinnvoll ist, heißt es in einer Mitteilung von "Ärzte ohne Grenzen".

Bislang ist der Therapiebeginn abhängig vom Immunstatus der Betroffenen.

"Das neue Ziel sollte sein: Wir müssen ausnahmslos jedem HIV-Infizierten eine Therapie anbieten, und wir müssen den politischen Willen mobilisieren, um dieses Ziel zu erreichen", wird Sharonann Lynch, die HIV-Expertin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen zitiert.

"Nach diesen Forschungsergebnissen sollte es nicht vor allem um den optimalen Zeitpunkt für den Beginn einer HIV-Therapie gehen, sondern vielmehr darum, wie wir den Menschen helfen können, eine Behandlung ihr Leben lang durchzuhalten und die Viruslast so gering zu halten, dass das Virus im Blut mit den gängigen Verfahren nicht mehr nachgewiesen werden kann. Das Tempo der Ausweitung der HIV-Behandlungsprogramme muss sich jetzt verdoppeln."

Frühe Behandlung kann Virus-Verbreitung bremsen

Vorangegangene Forschungsergebnisse hatten schon gezeigt, dass eine frühe Behandlung auch die Verbreitung des Virus außerordentlich stark hemmt.

Darüber hinaus zeigen Behandlungszahlen, die im Verlauf von zehn Jahren in 41 Projekten von "Ärzte ohne Grenzen" erhoben wurden, dass in der Zeit zwischen positivem Test und einem späteren Behandlungsbeginn viele Patienten für eine Therapie "verlorengehen", heißt es in der Mitteilung.

Ein Drittel der Patienten kehrte laut den am Montag vorgestellten Daten nicht für eine Therapie zurück.

"Ärzte ohne Grenzen" begrüßt deshalb auch die Pläne der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Behandlungsprotokolle für HIV-Patienten noch dieses Jahr zu überarbeiten. Es wird erwartet, dass die WHO empfehlen wird, allen HIV-Infizierten sofort nach ihrem positiven Testergebnis eine Behandlung anzubieten.

Trotz der notwendigen internationalen Unterstützung für die Ausweitung der HIV-Therapien gäbe es besorgniserregende Anzeichen beim wichtigsten Finanzierungsinstrument, dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, für Kürzungen bei einigen wichtigen Maßnahmen, zum Beispiel in Ländern mit mittlerem Einkommen.

"Jetzt ist absolut nicht der Zeitpunkt, um die globale HIV-Bekämpfung zu verlangsamen. Stattdessen muss die Welt Tempo machen, um Leben zu retten und das Virus zu stoppen", sagt Lynch. "Jeder Versuch, zum jetzigen Zeitpunkt Unterstützung für die HIV-Programme zurückzufahren, ist zynisch." (eb)

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