Postleitzahl bestimmt Überlebenschance

Im staatlichen britischen Gesundheitsdienst schwankt die Überweisungsrate zum Facharzt regional stark.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:

LONDON. In vielen Hausarztpraxen werden Patienten entweder gar nicht oder nur langsam zum Facharzt oder in die Klinik überwiesen. Tausende Patienten sind außerdem nicht in der Lage, den Hausarzt ihrer Wahl zu konsultieren. Das geht aus einer Studie hervor, die im Königreich starke Beachtung findet.

Wie Experten des "Kings Fund" herausfanden, variiert die Versorgungsqualität im primärärztlichen Sektor des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) "erheblich".

In Zahlen: in einigen Gegenden Großbritanniens ist lediglich jeder vierte Patient in der Lage, den Hausarzt seiner Wahl zu konsultieren.

Finankrise hat Engpässe verschärft

Die freie Arztwahl ist im Königreich ohnehin stark eingeschränkt, da Patienten in der Regel nur Hausärzte aufsuchen dürfen, die in unmittelbarer Nähe des Wohnsitzes praktizieren. Laut "Kings Fund" ist selbst dies oftmals nicht möglich, da bestimmte Regionen hausärztlich unterversorgt sind.

Diese Engpässe bei der Versorgung sind mit der Finanzkrise offenbar noch schlimmer geworden.

Auch bei der Diagnose von Krankheiten und der Überweisung an Fachärzte und Kliniken liegt offenbar einiges im Argen. So werden neu diagnostizierte Krebspatienten im Süden Londons nicht selten viel zu spät zum Onkologen überwiesen. Nach Angaben in der Studie werden in einigen Praxen 25 von 1000 Patienten zur weiteren Untersuchung in die Klinik überwiesen.

"Überlebenschance hängt oftmals vom Wohnort ab"

In anderen Praxen und Landesteilen sind es dagegen lediglich 0,72 Patienten pro 1000 Patienten. "Die Überweisungsrate und damit die Überlebenschancen hängen oftmals vom Wohnort des Patienten ab", so Chris Ham, Hauptgeschäftsführer des "Kings Fund". Die Gutachter sprechen von einer "Postleitzahlen-Lotterie".

Die Experten analysierten offizielle Statistiken, Praxisdaten und wissenschaftliche Studienergebnisse. Tenor der Untersuchung: der britische Hausarztsektor leidet nicht zuletzt als Folge von Budgetkürzungen durch die Regierung.

Die Versorgungsqualität in vielen Landesteilen sinkt, Leidtragende sind in erster Linie die Patienten.

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