Versorgungspraxis

Qualifikationsmix kann in der Pflege Schlüssel zum Erfolg sein

Fördert ein gemischtes Team aus Pflegeakademikern und Nichtakademikern Versorgungsqualität und Berufszufriedenheit? Die Robert Bosch Stiftung glaubt ja und fördert nun den Praxistest.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Arbeiten Teams, in denen Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen arbeiten, besser? Das will die Bosch-Stiftung beweisen.

Arbeiten Teams, in denen Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen arbeiten, besser? Das will die Bosch-Stiftung beweisen.

© lenetsnikolai /stock.adobe.com

KÖLN. Ein Qualifikationsmix kann nach Einschätzung der Robert Bosch Stiftung ein gutes Mittel sein, um den künftigen Herausforderungen in der pflegerischen Versorgung von Patienten zu begegnen. „Pflegeteams, die ihre unterschiedlichen pflegerischen Kompetenzen gezielt kombinieren, verbessern nicht nur die Versorgungsqualität“, sagt Dr. Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit bei der Stiftung. „Durch den Einsatz akademisch ausgebildeter Pflegefachkräfte in der direkten Versorgungspraxis entstehen auch neue Karrieremöglichkeiten, die die Pflege langfristig attraktiver machen.“

Neue Modelle werden erprobt

Um den Qualifikationsmix dem Praxistest zu unterziehen, fördert die Robert Bosch Stiftung jetzt sieben Pflegeeinrichtungen, die neue Arbeitsmodelle erproben. Ziel ist es, konkrete Lösungen zur Nachahmung und Erfahrungswissen verfügbar zu machen, so die Stiftung. „Es soll gezeigt werden, wie es in der Praxis der verschiedenen Versorgungsbereiche gelingen kann, Pflegefachkräfte unterschiedlicher Qualifizierungsniveaus aufgaben- und kompetenzgerecht im Zusammenspiel untereinander sowie mit den anderen Berufsgruppen einzusetzen“, heißt es in der Projektbeschreibung. Das ist die zweite Stufe des Projekts „360° Pflege“.

In einem ersten Schritt hatten rund 40 Experten aus verschiedenen Bereichen in den Jahren 2016 bis 2018 modellhafte Lösungen für die Zusammenarbeit von Pflegekräften mit unterschiedlichen Qualifikationen entwickelt.

Sie sollen jetzt in der Praxis umgesetzt werden, und zwar in den Bereichen ambulante Pflege, akutstationäre Pflege, stationäre Langzeitpflege und Rehabilitationspflege. Die sieben Einrichtungen haben sich in einer Ausschreibung der Stiftung unter 32 Bewerbern durchgesetzt.

Es handelt sich um die Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen in Bonn (ambulante Pflege), das Universitätsklinikum Münster, das Florence-Nightingale-Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf, das Klinikum Gütersloh des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart (alle akutstationäre Pflege inklusive Akutpsychiatrie); die Regionalzentren Nord und West der Johanniter Seniorenhäuser in Nordrhein-Westfalen und Bremen (stationäre Langzeitpflege) sowie die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen (Rehabilitationspflege).

Eine Million Euro investiert

Der Fokus auf Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ist nach Angaben der Stiftung zufällig. Einzelheiten zu den Projekten gibt es noch nicht, sie stehen noch ganz am Anfang.

Die sieben Einrichtungen sollen erproben:

  • welche Kompetenzen akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen in die Versorgung einbringen können;
  • wie das Zusammenwirken verschiedener Qualifikationen im Team bestmöglich gestaltet werden kann – in den Einrichtungen und über die Sektoren hinweg – und welche Rahmenbedingungen das begünstigen;
  • wie das Zusammenspiel mit anderen Berufsgruppen in der Praxis gelingen kann und
  • wie attraktive Berufs- und Karriereverläufe in der Pflege aussehen und wie sie aufgebaut werden können.

Die Robert Bosch Stiftung stellt für die Erprobungsphase eine Million Euro zur Verfügung. Sie unterstützt die Einrichtungen zudem bei der Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch. Dazu dienen auch Fachsymposien, die alle sechs Monate stattfinden. „360° Grad Pflege in der Praxis“ endet im Jahr 2021 mit einer Fachtagung, auf der Handlungsempfehlungen vorgestellt werden sollen. Die sieben Projekte werden vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung in Köln wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Infos unter: qualifikationsmix-pflege.de

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer