Biogasanlagen

Rückstände von Antibiotika bleiben in Gülle

Veröffentlicht:

GIEßEN/OSNABRÜCK. Biogasanlagen sind nicht geeignet, um in der Nutztierhaltung verbreitete Antibiotika aus belasteter Gülle zu beseitigen. Ein entsprechendes Untersuchungsergebnis der Justus-Liebig-Universität in Gießen stellte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die die Studie gefördert hatte, vor kurzem in Osnabrück vor. Hintergrund der Untersuchung waren vorangegangene Studien, wonach durch das Vergären von Gülle in Biogasanlagen Arzneimittelkonzentrationen zurückgehen können.

Die Gießener Forscher stellten zwar fest, dass sich die Konzentration der in der Gülle enthaltenen Antibiotika mit der Zugabe von Feststoffen wie Maissilage zum Gärprozess verringern lässt. Das führe aber nicht unbedingt dazu, dass auch die chemischen Strukturen der Antibiotika zerstört würden, hieß es.

Sie seien womöglich lediglich an Bestandteile der Gülle gebunden. „Wenn Wirkstoffe gebunden werden, können sie sich später auch wieder lösen, sodass es zu einem erneuten Freisetzen der Antibiotika in der Gülle oder auch im Boden kommen kann“, so Projektleiterin Astrid Spielmeyer.

Hintergrund ist, dass auch in der Tierhaltung Antibiotika zur Krankheitsbehandlung eingesetzt werden. Rückstände davon gelangen über das Düngen mit Gülle ungefiltert in die Böden. Dort können sich resistente Keime entwickeln.

Jüngsten Zahlen zufolge verursachen resistente Keime europaweit jährlich etwa 33.000 Todesfälle. „Antibiotika müssen schon bei der Vergabe im Stall verringert werden, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen“, zog DBU-Generalsekretär Alexander Bonde Bilanz der Studie.

Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist von 2011 bis 2017 die Ausgabe von Antibiotika an Tierärzte in Deutschland von 1706 Tonnen auf 733 Tonnen zurückgegangen. Das entspricht einem Rückgang um rund 57 Prozent.

Allerdings habe es Zuwächse zum Beispiel bei einer Antibiotikaklasse gegeben, die für den Einsatz beim Menschen als besonders wichtig gilt - den sogenannten Fluorchinolonen, die zu den Reserveantibiotika gezählt werden. (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nutzenbewertung

Eliglustat: Zusatznutzen nicht quantifizierbar

EU-Pharma Agenda: Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Arzneimittelversorgung in der EU: Status und Ausblick aus Sicht der GKV

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung