Spahn: Regresse sind keine Bedrohung

Regressangst in deutschen Arztpraxen? Geht es nach dem CDU-Politiker Jens Spahn, müsste das längst der Vergangenheit angehören. Ärzte und Funktionäre widersprechen ihm allerdings vehement.

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Spahn (Archivbild vom Ärztetag): Regresse in ihre tatsächliche Bedeutung einordnen.

Spahn (Archivbild vom Ärztetag): Regresse in ihre tatsächliche Bedeutung einordnen.

© Wawarta

DORTMUND (iss). Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion Jens Spahn sieht die Vertreter der niedergelassenen Ärzte in der Pflicht, den Druck aus der Diskussion über Regresse zu nehmen.

"Helfen Sie uns ein bisschen dabei, das Thema Regress wieder in seine tatsächliche Bedeutung einzuordnen", forderte er die Besucher des 4. Jahreskongresses der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in Dortmund auf.

Das Instrument sei heute nicht mehr das, wozu es in der Öffentlichkeit immer noch gemacht werde.

Die Zahl der Regresse sei in den vergangenen zehn Jahren um 90 Prozent gesunken. "Wer heute noch einen Regress bekommt, der hat ihn auch verdient", sagte Spahn.

Er verwies auf die Tatsache, dass Medizinstudierende Regresse immer noch als Argument gegen die Niederlassung anführen. "Das steht in keinem Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Bedeutung."

Probleme beim Off-label-Use

Schließlich habe der Gesetzgeber dafür gesorgt, dass das Prinzip "Beratung vor Regress" umfassend gelte - und zwar auch für laufende Verfahren. "Das ist eine Form von Amnestie, wie wir sie nur selten erleben", sagte der CDU-Politiker.

Seine Argumentation wollte KVWL-Chef Dr. Wolfgang-Axel Dryden nicht gelten lassen. "Wenn Regressverfahren keine Rolle mehr spielen, warum brauchen wir sie dann?", fragte er.

Es gebe nach wie vor Richtgrößen-Prüfungen. Sie machten aber keinen Sinn mehr, weil die niedergelassenen Ärzte überhaupt keine Steuerungsmöglichkeiten mehr hätten über die Kosten der von ihnen verordneten Arzneimittel.

"Die ganze Ärzteschaft wird mit Einzelregressen überzogen, etwa beim Off-label-Use", sagte der Allgemeinmediziner Dr. Hans Heiner Decker. Das verunsichere die Ärzte. "Das Thema Regress ist noch lange nicht vom Tisch", sagte er.

Auch beim Off-label-Use müsse seit dem 1. Januar vor dem Regress eine Beratung stattfinden, betonte dagegen Spahn. "Das war zumindest die Intention des Gesetzgebers."

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Kommentare
Dr. Richard Barabasch 18.06.201215:31 Uhr

Jens Spahn und DIE Re-Alität

Da medial - meistens zuerst einmal - mehr Rede-Wahrheit zugestanden wird, als dem Betroffenen, kann Bahr auch medial seine Wahrheit, die von nur geringster Wahrheit allerding "getrübt ist" medil verkünden, bevor ein Wissender der Wahrheit, zB. Herr Dryden (mit immerhin KV-Gewicht) Herrn Bahr dessen "Wahrheit" in Frage stellen kann. Bei all dem bleibt die Masse der Regressbetroffenen und um den Nachtschlaf und Familienfrieden Gebrachten immer noch medial unerhört !
Es kotzt einen an, wie VertragsärztInnen medial und ministerial ("es gibt keine Regresse mehr")geschunden werden und tagtäglich doch noch Deutschland mit der alleinigen Hilfe dieser Geschundenen immer noch das "beste Gesunddheitssystem" ist (medial bestätigt). Es lebe das HelferSyndrom ! sei aber insofern bei der Wahrheit, als dem Nachwuchs wenigstens so lange reiner Wein eingeschenkt wird, bis Spahn Recht hat - und die Vertragsärzte es bemerken und bestätigen können !

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