Jahrbuch Sucht

"Sperren für Spielsüchtige bisher unzureichend"

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BERLIN. Spielsüchtige sollten nach Einschätzung von Suchtexperten besser vor Automaten und Spielhallen geschützt werden. Spielersperren würden in den meisten Bundesländern unzureichend oder gar nicht per Gesetz reguliert, sagte Glücksspiel-Forscher Professor Gerhard Meyer von der Universität Bremen am Mittwoch in Berlin.

Dort hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) ihr neues Jahrbuch Sucht vorgestellt. Spielsucht ist darin eines der Themen. Anders in Hessen: Dort könnten sich Spielsüchtige seit Mai 2014 landesweit sperren lassen.

7600 Menschen haben davon in den ersten acht Monaten Gebrauch gemacht, der Großteil auf eigenen Wunsch.

Daraufhin sei der Umsatz in Spielhallen um 26 Prozent eingebrochen, sagte Meyer. Zu mehr als der Hälfte der Milliarden-Erträge beim Glücksspiel tragen Studien zufolge Süchtige bei.Bundeseinheitliche Regelungen haben Meyer und die DHS nun gefordert.

Schon zu Jahresbeginn hatten Fachleute an der hessischen Lösung kritisiert, dass die Sperre nur für Spielhallen gelte, Betroffene aber problemlos in Spielbanken, Kneipen und anderen Bundesländern weiter spielen könnten.

Alkoholkonsum weiter bedenklich

Auch bei anderen Suchtmitteln zogen die DHS-Experten am Mittwoch ein wenig positives Fazit: An der Beliebtheit von Alkohol habe sich nichts verändert. Jeder Deutsche trank 2013 im Schnitt rund 137 Liter alkoholische Getränke.

Das entspricht mehr als 400 Flaschen Bier.Auch beim Rauchen liegen die Deutschen laut DHS auf "bedenklich hohem Niveau". Auf jeden Bundesbürger entfielen im Schnitt mehr als 1000 Zigaretten, hieß es.

Zwar ging die Raucherquote bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren zurück, erläuterte DHS-Expertin Gabriele Bartsch. Doch die E-Zigarette könne diesen Trend womöglich umkehren, deren Gefahren würden unterschätzt.

Die E-Zigaretten unterlägen nicht dem Jugendschutz und wirkten auf Kinder harmlos wie einst Alcopops: Mit süßen Geschmacksrichtungen würden junge Menschen an das Ritual gewöhnt und griffen später eher zu nikotinhaltigen Produkten, befürchten die Experten.

Die DHS fordert unter anderem ein Verbot öffentlich zugänglicher Automaten. Auch bei Werbe-Regulierungen müsse Deutschland nachziehen: Neben Irland und Großbritannien habe auch Frankreich angekündigt, von 2016 an neutrale Zigarettenpackungen zu verwenden. (dpa)

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