Stadt, Land, Fluss - Versorgung soll kleinteilig organisiert werden

Neue Ärzte und Pflegekräfte braucht das Land - die aber fehlen. Mit einer modernen Bedarfsplanung will die Politik dem Problem beikommen. Pflegeexperten werben derweil für ein besseres Image ihres Berufszweiges.

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Medizinischer Nachwuchs händeringend gesucht: Die Union will deshalb die Zugangsvoraussetzungen zum Medizinstudium ändern. © photos.com

Medizinischer Nachwuchs händeringend gesucht: Die Union will deshalb die Zugangsvoraussetzungen zum Medizinstudium ändern. © photos.com

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BERLIN (hom/sun). Die Union will dem Problem der ärztlichen Unterversorgung insbesondere in ländlichen Regionen durch Änderungen bei der Bedarfsplanung beikommen. Die Planung müsse "kleinteiliger und sektorübergreifend" organisiert werden, sagte der Unions-Gesundheitsexperte Jens Spahn zum Abschluss einer zweitägigen Klausurtagung der Arbeitsgruppe Gesundheit der Unions-Bundestagsfraktion im münsterländischen Gronau.

Ärzte, Kliniken und Krankenkassen sollten künftig gemeinsam mit Vertretern der Länder und der Kommunen festlegen, wo sich wie viele Haus- und Fachärzte niederlassen, so Spahn. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte sich kürzlich für eine sektorübergreifende Bedarfsplanung ausgesprochen, die "kleinräumig" den Behandlungsbedarf der Wohnbevölkerung messen und daraus den Versorgungsbedarf im ambulanten wie stationären Bereich abbilden soll. Den Kassen käme im KBV-Modell aber nur eine beratende Funktion zu. Spahn betonte dagegen, die Kassen müssten bei der Bedarfsplanung mitenscheiden. "Da gehört der Kostenträger schon mit dazu", so der CDU-Politiker.

Zudem müssten verstärkt Anreize für Ärzte gesetzt werden, sich in unterversorgten Gebieten niederzulassen. "Das bedeutet nicht nur finanzielle Förderung, sondern auch attraktivere Lebens- und Arbeitsbedingungen am Praxisstandort", sagte Spahn. Denkbar sei eine Art "Strukturfonds", in den etwa ein Prozent der Gesamtvergütung für niedergelassene Ärzte fließe und der dann "KV-weit flexibel zur Verfügung" stehe.

Außerdem müsse der Anteil der Ärzte, die nach dem Medizinstudium den ärztlichen Beruf ausüben, erhöht werden. Dafür müssten auch die Zugangsvoraussetzungen zum Medizinstudium überprüft werden, so Spahn. "Man kann auch mit einer Gesamtnote zwei oder drei im Abitur ein guter Hausarzt werden."

Vertreter der Pflegeberufe warnten derweil davor, den personellen Engpass im Gesundheitswesen nur bei Ärzten anzusiedeln. "Auch in den Pflegeberufen gibt es immer weniger Nachwuchs, der aber dringend gebraucht wird", sagte Werner Koop, Vorstandsmitglied des Bundesausschusses der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe, am Rande der 22. Gesundheitsfachberufekonferenz in Berlin.

Die Politik sei dringend aufgefordert, sowohl die Arbeitssituation als auch die Vergütung der Gesundheitsberufe zu verbessern. Auch müsse der Personalschlüssel nach oben korrigiert werden. "Wir müssen zudem anfangen, diese Arbeitsfelder massiv zu bewerben und endlich auch positive Aspekte zu betonen", sagte Koop. Bisher hätten Pflege- und Gesundheitsberufe ein sehr negatives öffentliches Image. Hauptsächlich werde über geringe Bezahlung und hohe physische und psychische Arbeitsbelastung berichtet, nicht aber darüber, dass Pflegende viel Kontakt zu Menschen und durchaus Karrierechancen haben.

Lesen Sie dazu auch: BÄK-Vize warnt vor Engpass bei Personal

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