Stammzell-Urteil stößt auf massive Kritik

LONDON/STOCKHOLM (dpa). Das sogenannte Stammzellen-Urteil des Europäischen Gerichtshofs ist am Mittwoch in Großbritannien und Schweden auf Unverständnis gestoßen.

Veröffentlicht:

Beide Länder haben eine deutlich liberalere Regelung für den Umgang mit Stammzellen als viele andere europäische Länder. Professor Sir Ian Wilmut vom Zentrum für Regenerative Medizin an der Universität Edinburgh hadert mit dem Richterspruch.

"Es ist sehr bedauerlich, dass das Gericht diese Ansicht vertritt", sagte Wilmut, der in den 1990er Jahren das erste Klon-Schaf "Dolly" mit erschuf.

"Das wird es leider unwahrscheinlicher machen, dass Unternehmen in Europa in die Forschung zur Entwicklung von Behandlungsmethoden mit embryonalen Stammzellen investieren, um Krankheiten beim Menschen zu behandeln", sagte er der BBC.

Kopfschütteln bei Forschern

"Diese unglückliche Entscheidung des Gerichts hinterlässt die Wissenschaftler in einer geradezu lächerlichen Lage", sagte Professor Austin Smith vom Wellcome Trust Centre für Stammzellforschung an der Universität Cambridge.

"Wir werden dafür bezahlt, Forschung für das Allgemeinwohl zu betreiben und sind daran gehindert, unsere Entdeckungen auf den Markt zu tragen, wo sie in neue Medikamente weiterentwickelt werden könnten."

Auch in Schweden gab es zu dem Urteil des EuGH Kopfschütteln. "Die schwedische Forschung mit embryonalen Stammzellen ist wegen der liberalen Gesetzgebung hier in Kombination mit anderen Faktoren sehr weit vorn. Die generelle Haltung hier ist nicht so restriktiv wie etwa in Deutschland", sagte die schwedische Immunologin und führende Stammzellenforscherin Karin Forsberg-Nilsson von der Universität Uppsala.

Auslöser der Klage war ein Patentstreit zwischen der Umweltorganisation Greenpeace und dem Bonner Neurobiologen Oliver Brüstle. Dabei ging es um ein Patent auf diese Zellen, die der Forscher zur Behandlung neurologischer Krankheiten wie Parkinson oder Multiple Sklerose einsetzen wollte, sowie die Verfahren zu ihrer Herstellung.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesundheitspolitik im Rückspiegel

„Das war ein schwieriges Jahr“

Sparanstrengungen in der GKV

MEZIS: Politik muss Pharmaunternehmen mehr in die Pflicht nehmen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an