Organtransplantation

Transparenz kann die Debatte ändern

Rationierung in der Transplantationsmedizin: Medizinethische Verwerfungslinien und informationelle Defizite.

Veröffentlicht:

BERLIN. Rainer Hess tat sich fühlbar schwer mit dem ihm gestellten Thema. Der Interims-Chef der Deutsche Stiftung Organtransplantation sollte beim 6. Deutschen Internistentag über "Rationierung in der Medizin am Beispiel der Transplantationsmedizin" sprechen.

Ob der Begriff Rationierung in diesem Zusammenhang überhaupt tauge, zweifelte der frühere GBA-Chef. Tatsächlich warten Betroffene in Deutschland nicht wegen Geldmangels oft jahrelang auf ein Organ, sondern weil es keine gibt.

Auf diesen Unterschied zu anderen Rationierungskonzepten, wie zum Beispiel die zur bewussten Einschränkung des Leistungskataloges der gesetzlichen Kassen, wies Hess ausdrücklich hin. Dass es im privat organisierten deutsch-niederländischen Organgewinnungs- und -verteilungssystem medizinethische Verwerfungslinien und informationelle Defizite gibt, räumte Hess gleichwohl ein.

"Wir haben keine Daten, um die Erfolgsaussichten einer Transplantation zu erkennen", sagte Hess. Erst allmählich würden die vorhandenen Daten zusammengeführt.

Dringlichkeit oder Überlebensdauer?

Zu einem Transplantationsregister und einer völligen Transparenz des Transplantationsgeschehens in Deutschland gebe es keine Alternative, wenn das System nicht weiter als manipulationsanfällig gelten solle.

Die Transparenz wird nicht ohne Folgen für die Debatte bleiben. Auch darauf wies Hess hin. Die geforderte Offenheit könnte denjenigen Argumente liefern, die bei der Organvergabe den zu erwartenden Nutzen vor die gebotene Dringlichkeit stellen wollen.

In anderen Ländern Europas ist es längst Usus, die mögliche Dauer des Überlebens eines Patienten mit einem fremden Organ stärker zu gewichten. Sprich: Jüngere Patienten sollen höhere Chancen haben, ein neues Organ zu bekommen.

Da hinein spielt auch die Dauer der Dialyse. Je länger ein Patient auf die Blutwäsche angewiesen sei, desto schwächer würden seine Erfolgsaussichten bei einer Organverpflanzung, sagte Hess. (af)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Große Mehrheit in der Nationalversammlung

Sterbehilfegesetz in Frankreich nimmt erste Hürde

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„Enorme Veränderungen“

Wie ein Hausarzt KI in seiner Praxis einsetzt

Start-up setzt stark auf Delegation

Hier versorgt das Team: Wie eine Praxis von LillianCare arbeitet

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Der 128. Deutsche Ärztetag findet von 07. bis 10. Mai in Mainz statt.

© Christian Glawe-Griebel/helliwood.com

Themenseite

Alle Berichte vom Ärztetag im Überblick

Der Klimawandel trifft auch die Praxen in verschiedensten Bereichen. Immer wichtiger werden etwa eigene Konzepte für den Umgang mit Extremwetterereignissen.

© ink drop / stock.adobe.com (generiert mit KI)

Von Infektionskrankheiten bis zum ökologischen Fußabdruck

Arztpraxen im Spannungsfeld des Klimawandels