Tschüss, Berlin! Brandenburgs Hausärzte koppeln sich ab
Der Hausärzteverband Berlin-Brandenburg ist bald Geschichte: Die Brandenburger gehen künftig eigene Wege. Die Trennung sorgt für mächtig Wirbel.
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Der Brandenburger Gründungsvorsitzende: Dr. Johannes Becker.
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BERLIN/POTSDAM. In Brandenburg hat sich Mitte September der neue "Hausärzteverband Brandenburg" offiziell gegründet.
Der Verband will ab 2012 die Mitglieder des bisher länderübergreifenden Verbands Berlin-Brandenburg unter ein neues Dach führen. Er sucht dabei eine freundschaftliche Linie zum Altverband, der bereits seit der Wende besteht.
Keine lautlose Trennung
Doch ganz ohne Raunen geht die Trennung nicht vonstatten. Zwar ist eine Satzungsänderung verabschiedet worden, die vorsieht, dass der Vorstand des Altverbands im Einzelfall eine verkürzte Kündigungsfrist akzeptiert, wenn der Übertritt in den Neuverband belegt wird.
Doch der Berliner Vorsitzende des Altverbands Dr. Wolfgang Kreischer verweist auch auf langfristige vertragliche Verpflichtungen des Verbands und die Pflicht der Mitglieder, sich an der Finanzierung zu beteiligen.
"Berliner Verband wird nicht geschwächt"
Berufspolitische Nachteile erwartet er aus der Trennung jedoch nicht: "Ich sehe nicht, dass der Berliner Verband geschwächt wird", sagte Kreischer der "Ärzte Zeitung". Zudem geht er davon aus, dass manche Brandenburger Mitglieder dem gemeinsamen Verband treu bleiben.
Das hätten schon jetzt einige Mitglieder in Telefonaten erklärt. "Es ist nicht auszuschließen, dass es in Brandenburg dann zwei Verbände gibt", so Kreischer weiter.
Becker bedauert "Angriffskurs"
Der Brandenburger Gründungsvorsitzende und bisherige Vize des länderübergreifenden Verbands Dr. Johannes Becker äußerte Bedauern über diesen "Angriffskurs" des Berliner Verbandsvorsitzenden. Er strebt ein "geordnetes Verfahren" zum Auszug der Brandenburger aus dem gemeinsamen Verband an.
Allerdings legt er Wert darauf, dass die Hausärzte in Brandenburg von einem einzigen Verband vertreten werden. "Wenn zwei Verbände parallel bestehen, schwächt das die Stimme der Hausärzte insgesamt", sagte Becker der "Ärzte Zeitung".
Viele Glückwunschschreiben eingetroffen
Er verwies zudem darauf, dass er am Rand der Bundesdelegiertenversammlung des Deutschen Hausärzteverbands viel Zuspruch aus anderen Landesverbänden erfahren habe, obwohl die Veränderungen im Landesverband kein offizielles Thema waren.
"Viele Delegierte aus anderen Ländern haben uns zu unserem Schritt beglückwünscht, uns Hilfe angeboten und Erfolg gewünscht", so Becker.
Mehr als nur Gegensätze zwischen Stadt und Land
Die Hausärzte in Berlin und Brandenburg trennen nicht nur strukturelle Gegensätze zwischen Stadt und Land, wie sie kaum extremer sein könnten.
Auch das unterschiedliche Verhältnis zu ihrer Kassenärztlichen Vereinigung und die Interessenlage mit Blick auf die Hausarztverträge spielt bei der Trennung eine Rolle.
Unterschiedliche Standpunkte gegenüber ihrer KV
So stehen die meisten Brandenburger Hausärzte ihrer KV relativ positiv gegenüber und haben auch für die Hausarztverträge auf eine Kooperation mit der KV gesetzt.
Dagegen sieht es in der Hauptstadt ganz anders aus: dort ist die Haltung des Verbandes zur Kassenärztlichen Vereinigung deutlich kritischer.