Psychiatrie in Niedersachsen

Überbelegung (k)ein Skandal?

Zwölf alte demente Patienten nachts in einem Saal: Das kann vorkommen, sagt die Klinik.

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WUNSTORF/BREMEN. Skandal oder viel Lärm um nichts? Das psychiatrische Krankenhaus in Wunstorf in Niedersachsen wehrt sich gegen Presseberichte, Patienten seien "gequält" worden.

Hintergrund der Berichte ist ein Besuch von Vertretern des Psychiatrieausschusses Niedersachsen im Januar in dem Krankenhaus des Klinikums Region Hannover. Dabei hatten sie zwölf alte Patienten in einem hell erleuchteten Gemeinschaftsraum angetroffen, in dem sie die Nacht verbringen mussten.

Wie Bernhard Koch, Sprecher des Klinikums Hannover bestätigt, standen für die Patienten keine Zimmer zur Verfügung. "Die Unterbringung war nur für eine Nacht und war eine absolute Einzel- und Notlösung", sagte Koch der "Ärzte Zeitung". "Wie quälen keine Menschen!"

Die Patienten der Gerontopsychiatrie seien von Altenheimen eingewiesen worden. Die Kliniken dürfen Patienten nicht abweisen, weshalb derartige Engpässe aufträten, hieß es. Zudem leide das Krankenhaus unter Personalknappheit.

Plötzliche Überbelegung

Wolfram Beins, Mitglied des Psychiatrieausschusses, spricht indessen von einer "prekären" Situation, wenn überwachungspflichtige Patienten in einem großen gemeinsamen Raum übernachten müssten. Derartige Vorkommnisse seien keinesfalls die Regel, so Beins.

Die Pflegeheime seien mit ihren dementen Patienten überfordert und schicken sie dann ins Krankenhaus, erklärt Beins die plötzliche Überbelegung in Wunstorf.

Besonders, wenn bei Patienten Sturzgefahr bestehe oder sie mit Fixierungsbeschluss eingeliefert würden, werde die Betreuung schwierig.

Koch sieht keinen Anlass, an den Versorgungsstrukturen im Wunstorfer Krankenhaus etwas zu ändern. Vermutlich würden solche Belegungsspitzen wieder vorkommen, mutmaßt er. (cben)

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