Landschaftsverband Rheinland

Umgang mit Medikamenten in Kinderheimen aufarbeiten

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KÖLN. In einem zweijährigen Forschungsprojekt will der Landschaftsverband Rheinland (LVR) den Umgang mit Medikamenten in seinen kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen zwischen 1945 und 1975 wissenschaftlich untersuchen lassen. Im Mittelpunkt stehen dabei Medikamentenversuche und die Vergabepraxis in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR-Klinik Viersen.

Die Krefelder Pharmazeutin Sylvia Wagner hatte im Herbst vergangenen Jahres öffentlich gemacht, dass in den 1950er bis 1970er Jahren bundesweit Minderjährigen Medikamente und Impfstoffe zu Studienzwecken verabreicht worden waren. Damals hatte der LVR angekündigt, die Vorgänge in seinen Einrichtungen aufarbeiten zu lassen. Die Klinik in Viersen sei exemplarisch wegen "ihres Vorzeige- und Modellcharakters in den 1960er und 1970er Jahren" und stehe deshalb im Fokus der Untersuchung, teilte der LVR mit. Er stellt für die Studie 100.000 Euro zur Verfügung. Bei der Überprüfung der Aktenbestände ist der LVR nach eigenen Angaben auf rund 3000 Einzelfallakten sowie Arznei- und Medikamentenverordnungsbücher in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik in Viersen gestoßen, die noch nie Gegenstand einer Untersuchung waren. "Unabhängig davon, ob Psychopharmaka zur regelmäßigen Sedierung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt wurden, oder ob Pharmakonzerne mit Unterstützung unserer Einrichtungen Testreihen durchgeführt haben: Wir wollen diese Fakten erfahren", sagte der Vorsitzende des LVR-Landschaftsausschusses Professor Jürgen Wilhelm.

Nur so könne der LVR die Vorgänge in den historischen Kontext einordnen und Schlüsse für die heutige Zeit ziehen.(iss)

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