VV der KV Berlin

Uneins bei Erklärung zur Einigkeit

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Der Riss in der ärztlichen Selbstverwaltung reicht bis an die Basis. Uneins wie selten zeigten sich Berliner Haus- und Fachärzte bei der jüngsten KV-VV. Es gelang nicht, eine vier Sätze umfassende Erklärung einstimmig zu verabschieden.

Von Angela Mißlbeck

BERLIN. In der KV Berlin herrschen derzeit ähnliche Differenzen zwischen Haus- und Fachärzten wie auf Bundesebene in der KBV. Das zeigte die jüngste Vertreterversammlung der KV Berlin.

Dort gelang es nicht, eine Erklärung zur Einigkeit der ärztlichen Selbstverwaltung zu verabschieden, der alle zustimmen konnten.

Die sogenannte "Berliner Erklärung" stellt im Prinzip nur eines fest: Die Berliner Ärzte wollen ihren Streit selbst lösen und verwahren sich gegen Einmischung der Politik.

Kinderärzte stimmten nicht zu

Ganze vier Sätze umfasst die Erklärung. Doch die Kinderärzte verweigerten ihr dennoch die Zustimmung.

Sie stießen sich an der Aussage, dass es die Selbstverwaltung sei, "die das hohe Niveau der gesundheitlichen Versorgung unserer Patienten garantiert, um das uns die ganze Welt beneidet".

An erster Stelle der Erklärung steht ein Bekenntnis zur gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärzten und Psychotherapeuten.

"Wir sind im Moment in einer Situation, wo man Sorge haben muss, dass die Selbstverwaltung sich selbst zerlegt", sagte die Internistin und Fachärztin für psychosomatische Medizin Dr. Margret Stennes der "Ärzte Zeitung".

Sie war eine der fünf Ärzte, die die Erklärung während der Berliner Vertreterversammlung in Reaktion auf die Debatten in der KBV formuliert hat.

Hausärzte wollen über hausärztliche Angelegenheiten selbst entscheiden

Vorangegangen war eine lange Diskussion über das Selbstbild der Selbstverwaltung. Dabei herrschte Uneinigkeit, ob man sich dem von der KBV-VV beschlossenen Selbstbild oder einem Vorschlag aus Schleswig-Holstein anschließen solle.

Stennes Vorstoß, diese Debatte in Berlin gar nicht zu führen, sondern zur konkreten Arbeit überzugehen, fand keine Mehrheit.

Stattdessen machte die Diskussion in der Berliner VV etwas deutlich, was nicht in der Erklärung steht: Die Hausärzte möchten gern, dass sie in der Berliner KV über hausärztliche Angelegenheiten selbst entscheiden.

"Es geht darum, dass jeder mit seinem eigenen Sachverstand die Dinge umsetzt", sagte der Allgemeinmediziner Dr. Hans-Peter Hoffert der "Ärzte Zeitung".

Er selbst habe in 30 Jahren Vertretertätigkeit nie einen so hausarztfeindlichen Vorstand erlebt. Die Berliner Hausärzte hätten die niedrigsten Honorare bundesweit und die Schere zwischen Haus- und Fachärzten gehe immer weiter auf, so Hoffert.

Dr. Gabriele Stempor, die als Allgemeinmedizinerin an der Formulierung der "Berliner Erklärung" mitgewirkt hat, bezeichnet die Erklärung als "kleinsten gemeinsamen Nenner".

"Probleme müssen auf den Tisch"

Es gebe sehr viel Unmut bei den Hausärzten. Zwar wolle keiner die totale Trennung, es müssten aber neue Möglichkeiten gesucht werden. "Die Probleme müssen auf den Tisch, aber innerhalb der Selbstverwaltung und ohne Einmischung der Politik", sagte Stempor der "Ärzte Zeitung.

Ähnlich sieht das der HNO-Arzt und Berliner Medi-Vorsitzende Dr. Matthias Lohaus: "Es gibt innerärztliche Probleme, aber die wollen wir selbst lösen." Die Hausärzte seien nicht grundlos unzufrieden.

Klar ist in Berlin also nur, dass es keine getrennten Haus- und Facharzt-KVen geben soll. Zu der Gesamt-KV bekannten sich auch die Berliner Psychotherapeuten.

Sie warnten jedoch mit Verweis auf die Positionen der Psychotherapeuten-Vereinigung davor, die Einheit zwischen Haus- und Fachärzten auf ihrem Rücken wiederherzustellen.

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