Ambulante Versorgung

Vergütung nach Zeitaufwand? TK-Chef Baas fordert neues Honorarsystem für Ärzte

Derzeitiger Zustand – unbefriedigend: Der Chef der Techniker Krankenkasse Baas wirbt für ein neues Vergütungssystem für Vertragsärztinnen und Vertragsärzte. Das sei auch im Sinne der Niedergelassenen.

Veröffentlicht:
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse.

Kritik übt Baas an der Entbudgetierung der hausärztlichen Vergütung, wie sie die frühere Ampel-Koalition beschlossen hat.

© Rolf Schulten

Berlin. Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Dr. Jens Baas, plädiert für ein grundlegend neues Vergütungssystem für Vertragsärztinnen und Vertragsärzte.

„Wir müssen grundsätzlich überlegen, wie ein ganz anderes, für alle Seiten faires Vergütungssystem aussehen kann. Die Politik klebt Pflaster auf solche Systeme und sitzt so die eigentliche Frage aus: Ist unser Vergütungssystem das richtige?“, sagt der Chef von Deutschlands größter Krankenkasse im Interview mit der Ärzte Zeitung.

In Gesprächen mit Vertretern der Ärzteschaft habe er auf deren Seite Bereitschaft zu Reformen festgestellt, so Baas, der selbst Chirurg ist.

„Die wenigsten Ärztinnen und Ärzte lieben das jetzige Honorarsystem. Ihnen fehlt die notwendige Planungssicherheit. Aktuell muss jeder erstmal rechnen: Was heißt das für meine Arztgruppe? Was heißt das für meine Praxis in der Stadt oder auf dem Land? Dass es so nicht weitergehen kann, sehen beide Seiten so.“

„Vergütungskomponente nach Zeit“

Teil eines neuen Honorarsystems könnten Vergütungskomponenten nach Zeit sein. Klar sei aber, dass es auch im neuen System eine Mengenregulierung geben müsse: „Ein Vergütungssystem muss sicherstellen, dass medizinisch Notwendiges bezahlt wird und nicht medizinisch begründete Mengenausweitungen minimiert werden. Ich denke, dieses Grundprinzip ist beiden Seiten klar.“

Kritik übt Baas an der Entbudgetierung der hausärztlichen Vergütung, wie sie die frühere Ampel-Koalition noch vor der Bundestagswahl im Februar beschlossen hat: „Wir haben ein überkomplexes System der Ärztevergütung, das man quasi studieren müsste, um es überhaupt verstehen zu können. Und in diesem hoch komplexen System will man mit der Entbudgetierung nun an einer einzelnen Stellschraube drehen. Das wird die Versorgung, vor allem auf dem Land, aber nicht verbessern.“ (bwa/hom)

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Kommentare
Dr. Steffen Boxdorfer 28.03.202506:50 Uhr

Der Prophet spricht. Politik mit der Brechstange, keine gute Idee.
Aber Visionen darf man ja bekanntlich haben.
Viele Grüße an Herrn Baas

Dr. Ulrich Glatzel 27.03.202510:02 Uhr

Jahrzehnte hat die Politik die Bürger unmündig gesprochen und ihnen eine Vollversorgung im "Solidaritäts"Kassensystem versprochen. Das Versprechen ist gebrochen - die Ärzte, die dieses Versprechen einhalten sollen, ebenso betrogen wie die Beitragszahler. Was ist das für eine Perversität, in der der Leistungsträger sich ständig und wiederkehrend rechtfertigen muß, dass er Leistung am Patienten erbringt, während der Patient (anscheinend nicht zurechnungsfähig) von jeglicher Verantwortung ausgenommen ist. Es wird endlich Zeit, die gesetzlichen Krankenkassen zu Versicherungen zu wandeln, das Risiko zu bepreisen und die Phantasiewelt Muschelwährung EBM zu begraben. Das gilt aber auch für die Körperschaft Ärztekammer, die endlich das "Ausreichend" im Honorar in der Satzung einfordern muß - für alle Leistungen und ohne Ausnahme: eine GOÄ, die diesen Namen auch verdient - und letztendlich die Gesellschaft, die endlich wieder selbst Verantwortung für sich und Vorsorge tragen muß, anstatt sich im Dormicum der staatlichen Fürsorge heimelig zu fühlen. So bedürftig, wie die Sozialverbände, Gewerkschaften und andere Umverteiler die Gesellschaft darstellen, ist sie eben nicht. Sie sonnt sich eben nur in der "Gott gegebenen" Leichtigkeit, nicht zu viel darüber nachdenken zu müssen - wird dabei aber zum entmündigtem Bürger und fremdbestimmt durch eine Struktur parallel der Verfassung Sozialgesetzbuch genannt 750 Millarden Euro stark.

Andreas Hoffmann 27.03.202508:58 Uhr

Schaffen wir doch einfach die größte Diskriminierung im Gesundheitswesen ab: den EBM! GOÄ für alle, Mengenbegrenzung über Erstattungsregeln für gesetzlich Versicherte, d.h., aus Sicht der Kassen über das Maß des Notwendigen hinaus in Anspruch genommene Leistungen dürfen sie von ihren Versicherten zurückfordern. Warum eigentlich soll es meine Aufgabe als Arzt sein, dem Patienten zu erklären, dass man nicht wegen jeder juckender Nase gleich beim Hausarzt eine Überweisung zum HNO-Arzt fordern muss?! Es muss endlich Aufgabe der Versicherer werden, die Inanspruchnahme der Leistungen durch ihre Kunden zu steuern! Die Autowerkstatt ist schließlich auch nicht dafür verantwortlich, dass der Autofahrer nicht ständig versicherte Schäden verursacht und reparieren lässt! Die Leistung, die erbracht wird, muss bezahlt werden. Punkt. Arztpraxen sind keine Erziehungsanstalten, keine Sozialämter, und keine Außenstellen der Versicherungen!

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