Interview

Wahlgewinner Wesiack: Der BDI ist unverzichtbar

Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) hat am Samstag seine Führungsspitze im Amt bestätigt. Nach den Vorstandswahlen wählten die 14 Mitglieder Dr. Wolfgang Wesiack zum dritten Mal in Folge zu ihrem Präsidenten. Wesiack zur "Ärzte Zeitung": Auch in Zukunft führt kein Weg an einem starken BDI vorbei.

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Dr. Wolfgang Wesiack.

Dr. Wolfgang Wesiack.

© Zensen / imago

Ärzte Zeitung: Mit Ihrer Wiederwahl zum Präsidenten des BDI ist Ihnen nach 2004 und 2008 ein lupenreiner Hattrick geglückt. Was sind Ihre Ziele für die nächsten vier Jahre?

Wesiack: Den BDI als berufspolitischen Zentralverband für die gesamte Innere Medizin und ihrer Organisationen noch schlagkräftiger machen; insbesondere die Nachwuchsarbeit stärken und dem Ärztemangel entgegen wirken.

Ärzte Zeitung: Wo sehen Sie den Internisten in Zukunft - mehr in der Niederlassung oder mehr in der Klinik?

Wesiack: Der Internist ist überall unverzichtbar und wird in allen Bereichen in Zukunft noch mehr gebraucht werden als heute schon.

Ärzte Zeitung: Was versprechen Sie sich von Ihrer Forderung nach einem eigenen Leistungsverzeichnis für Hausarzt-Internisten?

Wesiack: Internisten arbeiten anders als Allgemeinärzte, sowohl diagnostisch als auch therapeutisch. Sie haben eine andere Weiterbildung und eine andere Identität. Dem muss auch in der Gebührenordnung Rechnung getragen werden. Wir wollen damit auch die Attraktivität des Hausarzt-Internisten weiter stärken und einen wirksamen Beitrag zur Reduzierung des Ärztemangels in diesem Versorgungsbereich leisten.

Ärzte Zeitung: Sehen das die KVen ähnlich? Wen haben Sie als Mitstreiter an Ihrer Seite?

Dr. Wolfgang Wesiack

Aktuelle Position: seit 2004 Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten

Werdegang/Ausbildung: Studium in München und Hamburg, 1973 Staatsexamen, 1981 Facharzt für Innere Medizin, 1983 Niederlassung in Hamburg

Karriere: 1995/96 Vorsitzender der KV Hamburg; seit 1994 Mitglied der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg

Wesiack: Wir setzen hier auf die besseren Argumente und versuchen alle, auch Politik und die Kassen, von dieser Verbesserung der Versorgung zu überzeugen.

Ärzte Zeitung: Wie bewerten Sie die ambulante spezialfachärztliche Versorgung aus der Sicht Ihrer niedergelassenen Kollegen - eher als Fluch oder als Segen?

Wesiack: Ich sehe die Chance für die niedergelassenen Kollegen, gegenüber dem Krankenhaus zu bestehen und mit ihm zu kooperieren. Bange machen gilt hier nicht.

Ärzte Zeitung: Sie sind in der Vergangenheit nicht selten als Kritiker der KVen aufgetreten. Würden Sie soweit gehen, dass der BDI künftig einen Teil des Vertragsgeschäftes selbst in die Hand nehmen könnte?

Wesiack: Warum nicht?

Ärzte Zeitung: ... etwa nach dem Vorbild des Hausärzteverbandes?

Wesiack: Ein eindeutiges nein. Wir setzen auf Add-on-Verträge.

Ärzte Zeitung: Eine Frage zum Schluss: Nennen Sie drei Eigenschaften, die die Troika Wesiack, von Römer und Spies auszeichnet?

Wesiack: Durchsetzungsfähigkeit, Berechenbarkeit, Erfahrung.

Die Fragen stellte Wolfgang van den Bergh.

Von Römer und Spies komplettieren BDI-Spitze

Klare Mehrheiten für die Präsidenten: Dr. Wolfgang Wesiack bekam alle 14 Stimmen. Dr. Wolf von Römer erhielt 12 und Dr. Hans-Friedrich Spies 13 Stimmen.

In den neuen Vorstand wurden gewählt: Dr. Klaus-Friedrich Bodmann, Dr. Johannes Bruns, Dr. Michael Denkinger, Dr. Horst Feyerabend, Dipl.-Med Bernd Helmecke, Dr. Thomas Schröter und Professor Petra-Maria Schumm-Draeger.

Ferner wählten die Sektionen und Arbeitsgemeinschaften Professor Hans Martin Hoffmeister in den Vorstand, die Vorsitzenden der Landesverbände Dr. Hans-Reinhard Pies und die außerordentlichen Mitglieder Kevin Schulte. Weiterhin im Vorstand vertreten ist der Generalsekretär der DGIM Professor Ulrich Fölsch. (vdb)

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 17.04.201210:41 Uhr

sine ira et studio

Fragen wie die nach dem Leistungsspektrum der Internisten in der hausärztlichen Versorgung rufen stets Stimmen auf den Plan, die die bestehende Problematik auf eine schiefe Ebene heben.

Deshalb zur Klarstellung: Internisten nehmen an der hausärztlichen Versorgung im Rahmen Ihres Fachgebietes teil. Wer als Internist beispielsweise Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern durchführt, oder Bandschweibenvorfälle monatelang behandelt, wird fachfremd tätig (auch wenn die Abrechnung der Leistungen toleriert sein sollte). Ob der Allgemeinarzt in der gleichen Situation - ohne eine Pflichtweiterbildung in der Pädiatrie und Orthopädie - der geeignetere Behandler ist, soll hier nicht untersucht werden.

Die Frage, wer der bessere Hausarzt sei, ist für die internistsischen Krankheitsbilder - d. h. die großen zivilisatorisch bedingten Volkskrankheiten - impliziert die Frage nach dem Maßstab. Will man sich auf die Dauer und Qualität der Weiterbildung beziehen, dürfte die Frage entschieden sein, denn dass die Weiterbildung der Internisten in sehr guter Weise auf die langfristige Betreunung internistsischer Krankheitsbilder vorbereitet, dürfte kaum zu bestreiten sein. Ob dem Ausmaß notwendiger Koordination mit anderen Versorgern, der "Lotsentätigkeit" jene große Bedeutung zukommt, die ihr oft beigemessen wird und dafür eine allgemeinmedizinische Weiterbildung erforderlich ist, wird hingegen zunehmend skeptisch beurteilt.

Wir stehen vor der schwierigen Situation, dass die Masse der Kollegen, die sich für die hausärztliche Versorgung entscheiden, eine internistische Weiterbildung durchläuft, die sie sehr gut für die entsprechenden Krankheitsbilder befähigt, ihnen mit der Niederlassung in der hausärztlichen Versorgung jedoch einige der Instrumente aus der Hand genommen, bzw. nicht ausreichend honoriert werden und deshalb auch nicht erbracht werden.

Die gesamte Problematik würde weniger kontrovers diskutiert werden, wenn die bestehende Konkurrenz regelhaft durch kooperative Strukturen ersetzt werden würde. Dafür spricht, dass Unterschiede des Leistungsspektrums in der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis von Allgemeinärzten und Internisten von den Teilnehmern keineswegs beklagt werden, sondern durchaus erwünscht sind. Dass in solchen Kooperatione die Allgemeinärzte oft eigene Schwerpunkte spezieller Art setzen, sei nur am Rande erwähnt.

Dr. Jürgen Sobtzick 16.04.201219:10 Uhr

Eigenes Leistungsverzeichnis für Hausarztinternisten

Wir sind dankbar und freuen uns, wenn Internisten in die hausärztliche Versorgung einsteigen, doch sie sind damit noch lange keine besseren Hausärzte. Fachärzte für Allgemeinmedizin haben eine mühsame Tour durch mehrere Fachgebiete hinter sich und werden mit den Anforderungen einer Hausarztpraxis besser zurecht kommen. So ist heute schon fast jeder dritte Patient in der Allgemeinpraxis ein orthopädischer Patient. In der Landpraxis werden auch viele Kinder behandelt. Die Hausarztpraxis sollte für weitere Fachgebiete geöffnet und Quereinstiege ermöglicht werden. Doch dann müssen alle gleich behandelt werden. Dr.Jürgen Sobtzick, Euerdorf

Dr. Jürgen Schmidt 16.04.201214:09 Uhr

Gratulation

Der neue und alte Präsident des BDI wäre bei seinen Bemühungen um ein eigenes Leistungsverzeichnis (Klartext: Die Wiederherstellung des internistischen Leistungsspektrums in der hausärztlichen Versorgung) gut beraten, die berufspolitische Geschichte anzusehen.

Eine Revision des Leistungsspektrums muss sich an der erreichbaren Qualität und der gesundheitsökonomischen Relevanz messen lassen und darf nicht erneut zum Spielball von Fachgruppeninteressen werden.
Man wird nicht umhin kommen, sowohl mit den Spezialisten im eigenen Lager, als auch mit den Allgemeinärzten eine Debatte über die zukünftige Struktur der Versorgung zu führen. Besser täte man dies, bevor die eigenen Absichten hinaus posaunt werden.

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