Kommentar
Wahlkampf der Höflichkeiten
Hamburgs CDU-Gesundheitssenator Dr. Dietrich Wersich kann eine gute Bilanz vorweisen. Das gilt für die Bekämpfung des Drogenmissbrauchs bei Kindern und Jugendlichen genauso wie für die Förderung der Krankenhäuser in der Hansestadt. Selbst der politische Gegner bescheinigt dem Arzt Wersich gute Arbeit.
Dass ein SPD-Politiker seinem CDU-Kontrahenten mitten im Wahlkampf gratuliert, zeigt wie sicher sich die Sozialdemokraten in Hamburg kurz vor der Wahl fühlen. Fraglich ist, ob ein solches Lob in einem anderen, von der Politik als wichtiger eingeschätztem Thema möglich gewesen wäre. Denn Gesundheitspolitik spielt auch im aktuellen Hamburger Wahlkampf praktisch keine Rolle.
Das liegt auch daran, dass die Versorgung in der Metropole erstklassig ist. Wersich hat dazu beigetragen, indem er den Kliniken durch massive finanzielle Förderung eine Hochrüstung ermöglicht hat. Die niedergelassenen Ärzte spüren die Kehrseite dieser Medaille: die Klinikträger in Hamburg drängen stärker in den ambulanten Bereich vor. Besonders private Konzerne expandieren rücksichtslos auf Kosten der niedergelassenen Fachärzte. Rezepte gegen diese Entwicklung hat Wersich in seiner Amtszeit nicht gefunden.
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