Suchtstoffkontrollrat

Warnung vor laxer Kontrolle von medizinischem Cannabis

Cannabis zu medizinischen Zwecken kann für Schmerzpatienten ein Segen sein. Experten warnen aktuell aber auch vor den Risiken einer unzureichenden Kontrolle des Cannabis-Einsatzes.

Veröffentlicht:
Medizinisches Cannabis – seit zwei Jahren kann es in Deutschland regulär verordnet werden.

Medizinisches Cannabis – seit zwei Jahren kann es in Deutschland regulär verordnet werden.

© Jose S / Getty Images / iStock

WIEN. Der vermehrte Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken birgt nach Ansicht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB) große Risiken. So könnten ungenügend regulierte Cannabis-Programme für medizinische Zwecke dazu führen, dass die Droge auch außerhalb dieses eng begrenzten Rahmens genutzt werde und so die öffentliche Gesundheit beeinträchtige. Das schreibt das Gremium in seinem am Dienstag in Wien veröffentlichten Bericht.

„Es gibt sehr viele Missverständnisse über die Sicherheit, Regulierung und Verteilung von Cannabis – besonders dort, wo der Gebrauch für Freizeitzwecke legalisiert wurde oder Cannabis-Programme für medizinische Zwecke erweitert werden“, sagte der INCB-Präsident Viroj Sumyai. Aufgrund dieser Entwicklung drohten generell die Risiken von Cannabis in den Hintergrund zu rücken.

Kanada hatte 2018 den legalen Zugang zu Cannabis für nicht-medizinische Zwecke ermöglicht. Auch in einigen US-Bundesstaaten ist ein Bezug von Cannabis nicht nur zu medizinischen Zwecken möglich. In Uruguay kann Cannabis schon seit 2013 erworben werden.

Auch durch Gerichtsurteile werde die Zweckbindung von Cannabis geschwächt, hieß es. So hätten Gerichte in Südafrika und Mexiko die Beschränkung auf medizinische Zwecke für verfassungswidrig erachtet.

Zugleich bekannte sich das Gremium zu einer stärkeren medizinischen Nutzung der schmerzstillenden Droge. Der Rat appellierte an die Regierungen, mehr zu tun, um das unnötige Leiden von Menschen, die keinen Zugang zu Schmerzmitteln hätten, zu beenden. In Deutschland können sich Patienten seit zwei Jahren medizinisches Cannabis regulär beim Arzt verschreiben lassen.

Der INCB überwacht die Einhaltung der UN-Drogenkontrollverträge über den Anbau, die Produktion und Verwendung von Suchtmitteln. (dpa)

Mehr zum Thema

Ausblick

Pharmaindustrie erwartet wieder Wachstum

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert