Spezialfachärzte

Warten auf den Start

Vertreter der niedergelassenen Ärzte und der Krankenhäuser blicken dem Start der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung mit verhaltenem Optimismus entgegen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Eine rasche Umsetzung der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) haben Vertreter der Selbstverwaltung beim Hauptstadtkongress gefordert. Gleichzeitig wiesen sie auf Webfehler im Regelwerk für den neuen Leistungsbereich hin.

Unklar sei zum Beispiel, wie schwere Verlaufsformen onkologischer Erkrankungen definiert werden könnten, sagte Nicole Schlottmann von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Krebspatienten gehörten zu Beginn ihrer Erkrankung in eine interdisziplinäre Behandlung, wie sie die ASV vorsehe, und nicht erst, wenn das Leiden schwer verlaufe.

Zudem werde die Vorgabe einer "gesicherten Diagnose" zahlreiche Zweifelsfälle verursachen. Es sei daher damit zu rechnen, dass weniger Patienten Leistungen nach dem neuen Paragrafen 116b erhalten könnten als nach dem alten.

Schlottmann bestätigte, dass die Verunsicherung bei den Kliniken trotz der großen Chancen, die die neue Versorgungsform biete, groß sei. Die für die ambulante Versorgung nach dem alten Paragrafen 116b zugelassenen Abteilungen blickten in eine ungewisse Zukunft.

Manche hätten bereits ihre Ermächtigungen verloren. Neue Zulassungen würden derzeit nicht mehr ausgesprochen. Im Jahr 2010 gab es 1239 Zulassungen (nicht gleichzusetzen mit Krankenhäusern) zur ambulanten Behandlung der Indikationen nach dem alten 116b. Abgerechnet wurden dafür rund 100 Millionen Euro.

Dass es derzeit eine Regelungslücke gebe, bestätigte Renate Höchstetter von der Geschäftsstelle des GBA. "Es gibt einen rechtsleeren Raum im Augenblick", sagte Höchstetter am Donnerstag. Die ASV biete Chancen, die Versorgung zu verbessern, und zwar wohnortnah. Zudem trage sie zur Überwindung der Sektorengrenzen bei.

Mindestmengen in der Kritik

Optimistisch, aber auch mit einer gehörigen Portion Skepsis erwarten die niedergelassenen Fachärzte den Start der ASV. Es gibt die Sorge, Patienten an den stationären Sektor zu verlieren.

Positiv sei, dass die neue Versorgungsform in der gegenwärtigen Form Kooperationen nicht verhindere, sagte Dr. Stephan Schmitz, Vorsitzender des Berufsverbandes niedergelassener Hämatologen und Onkologen.

Schmitz kritisierte, dass über die Anlagen zu den Indikationen möglicherweise Mindestmengen als Zulassungskriterium für den neuen Sektor festgelegt werden könnten. Mindestmengen seien keine geeigneten Steuerungselemente.

Am 21. März hat der Gemeinsame Bundesausschuss den Paragrafenteil seiner Richtlinie für die ambulante spezialfachärztliche Versorgung und Eckpunkte für die indikationsbezogenen Regelungen beschlossen. "Dieser Beschluss gilt derzeit für niemanden", sagte Schlottmann. Erst, wenn die erste Anlage dazukomme, könne die ASV starten.

In der ASV können niedergelassene Fachärzte und ihre Kollegen in Krankenhäusern in allen denkbaren Kooperationsformen gemeinsam Patienten mit schweren Erkrankungen oder mit schweren Verlaufsformen von Krankheiten behandeln.

Erste Indikationen für die ASV sollen nach Angaben des GBA schwere Verläufe von gastrointestinalen Tumoren, von rheumatischen Erkrankungen und Herzinsuffizienz sowie die Tuberkulose und die Mukoviszidose sein.

Mengenbegrenzungen soll es in dem neuen Leistungsbereich nicht geben. Die Abrechnung soll außerbudgetär erfolgen. Das Gesamtbudget soll so bereinigt werden, dass sich die an der ASV unbeteiligten Hausärzte nicht schlechterstellen. Als mögliche Startpunkte nennen GBA-Vertreter Ende 2013 oder das Frühjahr 2014.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt